Bei
unserer diesmaligen Reise nach Australien im (europäischen) Herbst 2019 hatten wir
nur begrenzt Zeit und haben uns auf einen kleinen Bereich beschränkt. Das hatte
aber den Vorteil, dass wir einen genaueren Einblick in eine Region bekamen als
bei unseren bisherigen größeren Reisen. (Bei unser längsten Reise 2010 haben
wir, d. h. Dagmar und ich, ganz Australien umrundet.) Deshalb kann ich diesem Bericht auch auf einige Besonderheiten eingehen, die man in allgemeinen Reisebeschreibungen nicht findet (Natur, Geschichte, indigene Bevölkerung). Dass wir „Byron Bay and
Hinterland“ (das deutsche Wort wurde ins Australische übernommen!) besuchten,
hängt damit zusammen, dass wir eine Einladung nach New Brighton bekamen, das ca. 20 km südlich km von Byron
Bay liegt.
Von
Frankfurt flogen wir über Abu Dhabi nach Brisbane, Dauer ca. 22
Stunden. Der Flug und das Umsteigen in Abu Dhabi war problemlos, am
schwierigsten war es, in Frankfurt das richtige Fluggate zu finden. Dank der
Zeitverschiebung kamen wir schon am nächsten Tag am frühen Abend in Brisbane
an. Auch beim sonst so pingeligen australischen Zoll ging es diesmal schnell.
Ankunft
in New Brighton
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New Brighton, Byron Bay und Umgebung (Bilder: realestate.com.au) |
Draußen warten schon unsere Gastgeber. Als wir ins Freie treten, merken wir, es ist recht kühl: vom Sommer in Deutschland kommen wir in den beginnenden Frühling in Australien. In
der Abenddämmerung fahren ca. ein und eine halbe Stunde bis wir in New Brighton
ankommen. Hier müssen wir noch einmal am Uhrenzeiger drehen, denn im Gegensatz
zu Brisbane und Queensland herrscht in New South Wales, Sommerzeit.
Wo
sind wir angekommen? Zunächst einmal, wir befinden uns an der Ostküste
Australiens und zwar an dem Abschnitt zwischen Sidney und Brisbane. Wenn man
auf der Karte von Brisbane hinuntergeht – sich also weiter nach unten, d.h. südlich,
bewegt – kommt man an der Gold Coast vorbei zu Abschnitten um Tweed Heads,
Byron Bay und Ballina. New Brighton liegt etwas oberhalb von Byron Bay und ist
nur auf lokalen Karten eingezeichnet.
Nebenbei
angemerkt: das „Dschungelcamp“ auf Englisch „Celebrity Park“ genannt, befindet
sich ganz in der Nähe, ca. 45 km Richtung Norden am Rande des
Lamington-Nationalparkes. Es liegt allerdings nicht in diesem großen gebirgigen
Regenwald, sondern auf einem Privatgelände, auf der sich eine Baum- und
Buschinsel befindet. Das Land herum ist eine eher liebliche Hügellandschaft mit
Wiesen- und Weideflächen, wie sie für die ganze Region typisch ist. Gehöfte
oder Landhäuser haben meist um sich herum eine größere Landfläche mit
subtropischem Baum- und Buschbestand (neben Eukalyptusbäumen verschiedene
Palmarten). Diese Landschafts- und
Siedlungsstruktur sahen wir schon von der Autobahn aus auf der Fahrt von
Brisbane nach New Brighton.
Während
unseres Aufenthaltes lasen wir, dass große Teile des zum Weltkulturerbe
gehörigen Lamington-Nationalparkes den schon damals beginnenden Buschfeuern zum
Opfer fielen, ausgelöst durch weggeworfene Zigaretten von Teenagern und begünstigt
durch ungewöhnliche Trockenheit.
Nun
sind wir am Domizil unserer Gastgeber angekommen: ein großes automatisch
geöffnetes Tor geht vor uns auf und gibt den Blick auf einen beleuchteten Garten
mit hohen Palmen und eine der hier typischen Landvillen auf Stelzen frei. Die
Stelzen schützen die Bewohner vor Schlangen, Mäusen, Ratten und sonstigem
Getier, aber auch vor Überschwemmungen. (Bei einem Zyklon 1974 brach die
schützende Düne vor dem nahen Meer und die Häuser standen im Wasser.) Im
Inneren des ca. 220 m² umfassenden modern gestalteten Gebäudes treten wir in
eine große Wohn- und Küchenhalle, von der aus viele Zimmer ausgehen. Wir
beziehen unser Zimmer und nach dem Abendessen schlafen wir bald ein.
Der
erste Tag
Am
anderen Morgen wecken uns die typischen, flötenden Rufe der elsterähnlichen
Magpies, das Lachen eines Kookaburras und das Kreischen von Kakadus mischt sich dazwischen. Das klingt ganz
anders als in Deutschland, berührt uns aber nahezu heimatlich: wir sind wieder
in Australien angekommen.
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Magpie ("Australischer Flötenvogel") |
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Kookaburra ("Lachender Hans") |
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Weißer Kakadu |
Unsere Gastgeber sind schon bei ihrer Arbeit, wir wollen sie nicht stören und so
beschließen wir, das Frühstück anderweitig einzunehmen. Wir lassen uns den Weg
zu einem in der Nähe liegenden Café beschreiben.
Erst
schauen wir uns im Garten um, der das Haus umgibt. Garten ist eigentlich nicht
der rechte Ausdruck. Von einer von kurz gehaltenem Gras bewachsenen Fläche
abgesehen, befinden wir uns eher in einem Palmenhain, der sich in den
umliegenden Grundstücken fortsetzt. Wir erblicken über die Umzäunung weitere
Häuser, teils älteren, teils neueren Datums. Unter „unserem“ Haus ist der Boden
mit Kies bedeckt – wie das kurz gehaltene Gras und der geharkte Boden unter den
Palmen und Büschen soll das die Schlangen abhalten oder sichtbar machen. Immerhin haben während unseres Aufenthaltes
kommunale Gartenarbeiter am bebuschten Rand eines Nachbargrundstückes eine
große Brown Snake entdeckt und entfernen lassen, eine Schlange, deren Biss für
die meisten durch Schlangenbisse hervorgerufenen Todesfälle in Australien
sorgt. Während wir uns im „Garten“ umschauen hopst ein wildes Truthuhn vom
Zaun, läuft umher und fängt an, im Boden eine Grube zu scharren. Wahrscheinlich
will sie hier ihr Nest anlegen. Wilde Truthühner werden wir in der Gegend noch
viele sehen.
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Östliche Braunschlange (Bild: Poyt448 wikimedia commons) |
Wir
treten aus dem Grundstück heraus auf die Straße. An der Straße liegen viele
Landhäuser, immer von großen Grundstücken mit Eukalyptusbäumen und Palmen
umgeben. Wir sehen, hier haben offensichtlich wohlhabende Australier Häuser
erbaut oder erworben, einige sind ständig bewohnt, andere werden als
Ferienhäuser von den Besitzern benutzt oder vermietet. Anscheinend haben die
Australier, die hier leben oder mieten, ein anderes Verhältnis zum Wohn- und
Lebensraum als wir Europäer. Soviel Raum wäre für uns reiner Luxus. Wir erfahren,
dass die Häuser für unsere Verhältnisse sehr teuer sind, auch die Mieten sind
hoch.
Wir
biegen auf eine Hauptstraße ein und wandern auf einem daneben liegenden
Fußgängerweg in die Richtung, die wir für die richtige halten. Wir sind die
einzigen Fußgänger, einige Leute fahren auf Fahrrädern an uns vorbei, die
meisten der Anwohner scheinen das Auto als Fortbewegungsmittel zu bevorzugen.
Wir sehen eine Bushaltestelle, aber ohne Fahrplan. Wie wir später erfahren,
fahren Busse nur selten. Rechts und links wieder Landhäuser und viel
Baumbestand. Schließlich kommen wir an eine Brücke, die über einen breiten,
kaum noch fließenden Fluss führt. Wenn wir flussaufwärts schauen, sehen wir an
den Ufern eine mit Mangroven bewachsene Sumpflandschaft. Schwarze Reihervögel
waten im flachen Wasser und suchen nach Beute.
Flussabwärts erweitert sich der Fluss zusehend und mündet in der Ferne
ins Meer. Wir stehen an einem der Mündungsarme des Brunswick Rivers, dem Marshalls
Creek. Der Creek wurde nach einem Holzhändler und Hotelier Bob Marshall
benannt, der Ende des 19. Jahrhunderts im nahen Simpson Town, heute Brunswick
Heads, lebte. Der Brunswick River wurde von seinem europäischen Entdecker,
einem englischen Kapitän 1828 nach Queen Caroline von Braunschweig-Wolfenbüttel
benannt.
Nach
der Brücke hört der Fußgängerweg auf und wir sehen, dass die Straße steil einen
Hügel hinaufführt. Hier kann es also nicht zum Meer gehen, in dessen Nähe das
Café liegen soll. Glücklicherweise kommt ein alter Australier vorbei, den wir
fragen können. Australier sind hilfsbereit – er erklärt uns freundlich den Weg.
Wir haben Mühe, ihn zu verstehen. Das australische Englisch entspricht nicht
unserem „Schulenglisch“ und man braucht einige Zeit, bis man sich an Aussprache
und Wortwahl gewöhnt hat. Wir verstehen jedenfalls, dass wir in die falsche
Richtung gelaufen sind. Später sind wir öfters den Hügel hinaufgewandert. Man
kommt dann zum nächsten Ort, Ocean Shores, und einem großen Einkaufszentrum, dem „Ocean Shore
Shopping Center“, wo wir im Supermarket „Coles“ eingekauft haben. Nebenbei: für
australische Verhältnisse kauft man bei „Coles“ billig ein, aber für uns liegen
die Preise weit über denen in Deutschland.
Wir
kehren also um und laufen die Straße zurück. An einer hohen mit Büschen und
Bäumen bewachsenen Düne macht sie eine Kurve und führt weiter an der Düne
entlang. Wir steigen den Treppen-Pfad hinauf, der über die Düne führt. Oben
befindet sich eine große Bank. Auf dem Bankrücken sind Schilder mit Namen und
Personenbildchen angebracht. Wir lesen, dass dies der Lieblingsplatz von
Menschen war, die hier im Meer umgekommen sind, meist wohl beim Surfen.
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Aussichtsbank am Strand von New Brighton |
Von
hier aus erblicken wir einen langgezogenen und breiten Sandstrand. Zur rechten
Seite wird er in der Ferne durch eine hügelige Landzunge begrenzt, an deren
Ende sich ein weißer Leuchtturm erhebt. Dies ist Cape Byron, der östlichste
Punkt Australiens. Links zieht sich der Strand ins Endlose. Auf dem Strand laufen vereinzelt Menschen,
viele mit Hunden, manche mit ganzen Meuten. Die Hunde sind nicht angeleint, sie
rennen umher, spielen miteinander und scheinen sich über den weiten Auslauf zu
freuen. Weit schweift der Blick übers Meer, dessen grün-blaue Farbe sich am
Horizont im Azurblau und Wolkenweiß des Himmels verliert. Wir blicken auf den
südlichen Pazifik, genauer gesagt auf den Tasman Sea, der sich zwischen
Australien und Neuseeland erstreckt. Große Wellen rollen heran. Surfer
versuchen auf ihren Kamm zu gelangen und lassen sich auf ihrem Brett Richtung
Ufer tragen. Wir machen auch einige Schwimmer am Wasserrand aus. Uns fröstelt,
als wir sie sehen. Die Luft ist kühl und das Wasser sicher auch. Ständig weht
Wind vom Meer her. Auch später, als es wärmer wurde, haben wir hier nie
gebadet. Baden und Surfen ist gefährlich, es gibt starke Strömungen im Meer und
Haie sind nicht selten. Wir wundern uns, dass dies viele Australier nicht zu
beunruhigen scheint.
Hier
werden wir noch oft stehen und aufs Meer blicken. Auch für uns wird das ein
Lieblingsplatz werden. Nach einer Whal-Watching Tour waren wir in der Lage, die
vorbeiziehenden Buckelwale zu erkennen. Wir steigen nicht zum Strand hinunter,
wie wir das später so oft machten. Es ist wunderbar, über den Sand zu laufen,
von Hunden und Menschen freundlich begrüßt zu werden, einige Worte zu wechseln,
seine Tai-Chi-Übungen zu machen, sich hinzusetzen, zu meditieren und über das
Meer zu blicken.
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New Brighton - Strandimpressionen |
Uns
zieht es aber zum Frühstück. Wir laufen zurück auf die Straße und setzen
unseren Weg fort. Rechts vor der Düne setzt sich die Reihe der Häuser und
Gärten fort, an einigen Büschen gehen Blüten in leuchtenden Farben auf. Wir
stellen fest, New Brighton besitzt kein eigentliches Ortszentrum, sondern ist
eine Ansammlung von verstreut liegenden Häusern. Der Ort hat auch nur ca. 350 ständige
Einwohner. Links von der Straße schlängelt sich der Marshalls Creek entlang.
Das Ufer ist mit knorrigen Bäumen bewachsen. Wenn wir einige Meter zum Fluss
hinabsteigen, blicken wir auf flache Gewässer mit Sandzungen, auf denen
manchmal Leute stehen und angeln. Am anderen Ufer zieht sich ein weit
ausgedehnter Mangrovenwald ins Landesinnere. Das ist das geschützte Gebiet des
Marshalls Creek Nature Reserve.
Nun
sehen wir ein langgezogenes flaches Holzgebäude, eine Art Schuppen, vor uns,
ziemlich urtümlich; unter Eukalyptus-Bäumen sind einfache Holzbänke, Sessel und
Tische aufgestellt. Es ist das Post-Office, mit angeschlossenem kleinen
Supermarket und das Yum Yum Tree Café (offenbar nach einem Album der englischen
psychodelischen Rock-Band Osric Tentacles benannt). Wir treten in das Café ein
und bestellen bei den jungen Leuten am Tresen Käse-Schinken Hörnchen,
Bananenkuchen und „Flat White“, das ist ein großer Milchkaffee. Wir bezahlen
und erhalten eine Nummer. Das ist der übliche Bestellvorgang in australischen
Lokalen. Draußen setzen wir uns. Bald kommt eine junge Frau (Backpackerin?) und
stellt die aufgebackenen Hörnchen und die Kaffees vor uns hin. Um uns sitzen
junge Mütter und Väter, die sich im breiten Australisch unterhalten, modisch
alternativ aussehend und gekleidet, die Kinder spielen an Spielgeräten, Hunde
suchen nach Krümeln unter den Tischen, eine Art kleiner Magpie setzt sich auf
unseren Tisch und schielt auf die Leckereien, er kriegt einige Krümel und
fliegt davon. Es herrscht eine idyllische Atmosphäre. Es gefällt uns gut hier
und wir sind noch oft wiedergekommen, meist sind wir dann am Strand hierher gewandert.
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Yum Yum Tree Café in New Brighton |
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Farmers Market in New Brighton |
Ganz
in der Nähe findet jeden Dienstag der New Brighton Farmers Market statt. Das ist
ein ganz entzückender Markt. Bauern aus der Umgebung bieten ihre Produkte an,
Gemüse, Früchte, Makadamia-Nüsse (Spezialität der Gegend), Eier, Brot, Honig,
Oliven, Fleisch. Wir staunen, was hier alles gedeiht und wie verlockend die
Waren aussehen. Die meisten der Stände haben das Öko-Label, außerdem führen sie
oft Teile der Einnahmen für wohltätige Zwecke ab. Neben Nahrungsmitteln wird
Kunsthandwerk angeboten. Man merkt, in New Brighton wohnt - oder nach New
Brighton kommt - eine bestimmte Schicht von Australiern, gut situiert, jüngere
bis mittlere Generation, natürlich gibt es auch Alteingesessene und
Ruheständler, die Jüngeren meist progressiv-alternativ orientiert, man sucht
die Ruhe, nicht den Betrieb, trotz der beliebten Strände gibt es keinen
Massentourismus. Man muss es sich leisten können, hierher zu kommen. Auf dem
Markt kauft man nicht nur ein, die Community des Ortes trifft sich hier, man
unterhält sich bei Live-Musik, Kaffee und den leckeren Snacks, die es gibt.
Nach
dem Café-Besuch machen wir uns gestärkt auf dem Heimweg.
Ich
habe hier unseren ersten Spaziergang so ausführlich geschildert, um die
Atmosphäre des Ortes wiederzugeben, der zum Ausgangspunkt unserer weiteren
Erkundungen wurde. Des Weiteren schildere ich nicht den Verlauf der einzelnen
Tage, die wir in New Brighton und Umgebung verbrachten. Ich berichte in
lockerer Anordnung über Ausflüge und Besichtigungen, die wir von dort aus
unternahmen.
Feuergefahr
in Byron Bay und Hinterland?
Vielleicht
noch eine Bemerkung. Wir werden immer wieder besorgt gefragt, wie es mit den
Bränden in der Gegend steht. Die unmittelbare
Umgebung von Byron Bay wurde bisher von Buschfeuern verschont. Es gab aber und
gibt wohl auch noch lokale Brände in einigen Waldgebieten im Hinterland und in
einem Fall an der Küste. Dass um Byron Bay Flächenbrände entstehen, ist
unwahrscheinlich, die Landschaft der Umgebung besteht aus einem Wechsel von
Wiesen-, Weideflächen und kleinen Wäldchen. New Brighton ist von Meer und
Sumpfgebieten umgeben. Hier werden sich wohl kaum größere Brände ausbreiten
können. Im einigen Küstenbereichen und
im Landesinneren gibt es Regenwälder. Normalerweise sind diese Gebiete feucht.
Wir konnten aber beobachten, dass Bäume und Boden dort und auch in den
besiedelten Gebieten sehr trocken waren, da besteht durchaus Brandgefahr. Für
gefährdete Gebiete gelten Restriktionen, der sogenannte „Fire Ban“, so auch in
dem Naturschutzgebiet, das wir nachfolgend beschreiben. Wir hoffen, dass die
Bewohner achtsam und die Behörden vorbereitet sind.
Eine
Radtour in das Brunswick Heads Nature Reserve
Nicht
weit von unserem Gast-Domizil erstreckt sich entlang der großen Düne dieses verhältnismäßig
kleine Naturschutzgebiet. Wir fahren mit dem Fahrrad die Straße hinunter,
Richtung Meer. Dann biegen wir in einen unbefestigten Weg ein. Pkws haben
Wellen und Löcher geschaffen. Auf dem Fahrrad wird es sehr holperig, mit der
Zeit stellt man sich darauf ein und weicht den schlimmsten Löchern aus. Rechts
sehen wir die Lagunen, die der Creek gebildet hat. Auf ihnen tummeln sich
allerlei Wasservögel. Ein Seeadler kreist über dem Gebiet. Wir erkennen ihn an
seinem weißen Gefieder, das in schwarzen Flügelspitzen endet. Nun kommt rechts
und links dichter hoher Baumbestand. Schließlich gelangen wir an einen Platz,
auf dem Autos parken. Wir sehen eine Hütte mit Toilette und Duschen für Surfer.
Bei der Hütte steht eine große Tafel, die über das Gebiet Auskunft gibt.
Das
Brunswick Head Reservat umfasst drei „Ökologische Gemeinschaftszonen“:
Küstenregenwald, Sumpfwald und Marschgebiet. Es gibt 43 gefährdete Tierarten,
u. a. Fledermäuse, darunter die weltweit kleinste nur in Australien vorkommende
Art, die Blütenfledermaus, Flughunde, das Langnasen-Potteroo („Kaninchenkänguru“),
Wallabys (kleine Kängurus), Koalas, Schildkröten („Grüne Meeresschildkröte“),
Schlangen (u.a. die Rautenpython), Echsen, der australische Austernfischer, der
Regenbogenspit (eine Art Bienenfresser). Im Meer ziehen von Mai bis September
Buckelwale vorbei. Delphine („Indopazifische Große Tümmler“) sind nicht selten.
Auch die Pflanzenwelt mit seltenen Bäumen, Büschen und Blumen ist vielfältig.
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Australischer Weißbauchseeadlet |
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Blütenfledermaus (Aufnahme: Australian Museum, Sidney) |
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Langnasen-Potteroo (Aufname: G. Pandey) |
Auf
der Tafel findet auch Erwähnung, dass dies her ein Campground, Versammlungsplatz,
Jagd-, Sammel- und Fischfanggebiet der indigenen Bevölkerung war, des
Bundjalung-Volkes mit dem Clan der Arakwal. Erst im April 2019 (!) haben sie
das offizielle Recht zurückerhalten, für nicht kommerzielle Verwendung auf ihre
traditionelle Weise zu fischen und Muscheln zu sammeln. (Die Fische werden
unter Beachtung der natürlichen Bedingungen mit Speeren, Fallen und Netzen
gefangen.) Dabei leben die Bundjalung hier schon seit 22 000 Jahren und
betrachten sich als „Hüter des Landes und des Meeres“. Nebenbei: man sieht in
Byron Bay und Umgebung nur selten Indigene, sie fallen kaum auf, was nicht
heißt, dass sie gut integriert in die Bevölkerung sind, sie gehören auch hier
meist zu den benachteiligten und ärmeren Schichten. Einige von Ihnen sind als
Sportler (Surfer, Tennisspieler) Musiker, Tänzer und Maler bekannt geworden.
Ihre Vereinigung in Byron Bay ist auf sozialem und kulturellem Gebiet sehr
aktiv. Pflege ihrer Traditionen und Verbindung zum Land ist ihnen wichtig.
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Die Bundjalung Älteste Dulcie Nicholls feiert 2019 mit ihren Angehörigen die "Native title determination" (Übergabe der Fischreirechte) in Brunswick Heads.
(Bild:ABC North Coast: Elloise Farrow-Smith)
!891 bis 1915 gab es in Brunswick Heads ein Reservat, in dem Eingeborene gezwungenermaßen leben mussten. Die Reservatflächen wurden von den Karten getilgt.
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Auch
wieder etwas nebenbei: Die Indigenen sind seit Jahrtausenden mit Buschfeuern vertraut
und wissen, wie man ihre Ausbreitung verhindert, etwa durch Brandschneisen vor
dem großen Feuer. Wir haben gelesen, dass sie es für sehr unklug halten, Brände
von einzelnen Stellen aus zu bekämpfen, wie das die australischen Feuerwehrleute
taten. Hätte man ihr Wissen bei der Brandbekämpfung berücksichtigt, wäre es
vielleicht nicht zu den verheerenden Flächenbränden gekommen.
Von
ihren Traditionen und Mythen her haben Indigenen eine starke Verbindung zu den
Tieren, die das Reservat beleben. Die Rautenpython ist das Totemtier des
Arakwal-Clans, der Delphin das der Frauen, der Seeadler das der Männer. Auch
die übrigen Tiere haben ihre Bedeutung: so lehrt sie der überall umherlaufende und
nach Nahrung scharrende wilde Truthahn, das „Australische Buschhuhn“, Kenntnis
und Gebrauch des Landes.
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Sich sonnende Rautenpython (wir sahen sie unterhalb eines Anlegesteges im Hafen von Brunswick Heads. Sie läßt sich von Menschen nicht stören.) |
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Australisches Buschuhn im Brunswig Heads Nature Reserve |
Wir
stellen unsere Fahrräder bei der Tafel ab. Nun geht es zu Fuß weiter. Wir erblicken
rechts durch das Ufergebüsch eine Lagune des Marshalls Creek. Wir laufen
hinunter. Im flachen Wasser stehen Pelikane, wir sehen aber auch einige der
seltenen Austernfischer mit ihren langen roten Beinen und Schnäbeln im Schlick
herumlaufen – der Abstecher hat sich gelohnt! Wir kehren zum Platz zurück. Ein
schmaler Pfad öffnet sich und es geht in den dicht bewachsenen Küstenwald
hinein. Knorrige Bäume breiten ihre Äste über uns und ihre Wurzeln unter uns
aus. Seitwärts, an der Meer- und Dünenseite wuchern Büsche mit ledrigen
Blättern, weißblühend.
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Austernfischer (Pied Oystercatcher) mit Kücken |
Wir
beachten die Buschregel Nr. 1 der Arakwal:
Binungal!
(Stop! Look! Listen! – Mache Halt! Schau dich um! Höre!).
Von
der Tierwelt sehen wir außer einigen Truthühner nichts – die meisten Tiere hier
sind nachtaktiv. Sie sind wohl auch nur im dichten Wald anzutreffen, in den man
nicht hinein darf und wegen der Schlangen besser nicht hineingeht. Außerdem
kommen immer wieder lärmende Familiengruppen von den Badeplätzen, die natürlich
alles Getier vertreiben. Es lohnt sich aber trotzdem zu schauen, die
sonderbaren urtümlichen Formen der Bäume, die blühenden Büsche, die
verschiedenen Pflanzen ziehen unsere Aufmerksamkeit an.
Am
Ende des Pfades teilt er sich: wir verfolgen den linken Weg und gelangen ins
Freie. Links Strand und Meer, vor uns eine Mole. Sie ist erst mit Erde aufgeschüttet, die auf Steinen ruht, dann kommen Felsklötze. Wir sind an der
Hafenausfahrt von Brunswick Heads angelangt. Hier mündet der breite Marshalls
Creek ins Meer. Auf der gegenüber liegenden Uferseite spazieren Leute auf einer
Promenade.
Ich
klettere über die großen Felsbrocken am Ende der Mole bis zum Leuchtzeichen. Ein Mauerwall
verengt die Ausfahrt. Mit einem hohen gischtenden Schwall brandet das Meer
gegen das Hindernis.
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Mole in Brunswick Heads |
Ich
kehre zu Dagmar zurück. An der Flussseite liegt ein breiter Sandstrand vor uns.
Das ist ein schöner Badestrand, wenig Leute, ruhiges, klares Wasser und Haie
wird es wohl kaum geben, obwohl sich das auch hier nicht ganz ausschließen
lässt. Der kleine Stachelrochen, der im flachen Wasser vor uns paddelt, kann
uns nicht abschrecken. Wir suchen uns einen Schattenplatz unter einem
Australischen („Großblättrigen“) Feigenbaum und wechseln in die Badekleidung.
Das Wasser ist angenehm und wir trauen uns, in die Flussmitte zu schwimmen.
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Ein kleiner Rochen im klaren Wasser hält uns nicht vom Schwimmen ab
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Der freche Truthahn auf dem Weg zu unserem Rucksack |
Als
wir zurückkommen, sehen wir, dass ein Buschhahn gerade dabei ist, unseren
Rucksack auszupacken. Bei unserem Kommen flüchtet er unwillig, nicht ohne eine
Provianttüte mitzuschleppen. Wahrhaftig, man kann von ihm lernen, wie man zu
„Bush-Tucker“ (Verpflegung aus dem Busch) kommt! Wir entreißen ihm die noch
ungeöffnete Tüte, denn wir wollen jetzt picknicken. Der Gockel weiß sich aber
zu helfen, er macht sich an die etwas entfernt liegende Tasche einer Mutter mit
Kind und verstreut blitzschnell deren Inhalt. Wir greifen auch hier rettend ein
– nicht in seinem Sinne!- und ernten ein freundliches Dankeschön von
Menschenseite.
Dann
geht es durch den Wald zurück, mit kleinen Abstechern an den Meeresstrand, wo
wir Schlangenspuren auf der Düne sehen. Wir freuen uns, dass wir noch zwei der
bunten Bienenfresser sehen, deren Artverwandte wir aus Spanien kennen.
Die
teuren Fahrräder sind noch da und wir radeln über die holprige
Strecke heimwärts.
Besuch
in Byron Bay
Dass
Byron Bay ein Touristenmagnet ist, merkt man schon bei der Einfahrt -
langgezogen staut sich der Verkehr und Parkplätze in der Stadt zu finden ist
Glücksache. In Ferienzeiten, z. B. um Weihnachten (da ist in Australien Sommer)
halten sich in der knapp 5000 ständige Einwohner zählenden Stadt schon einmal
30 000 Menschen auf.
Auch
wir sind gerne in das urbane Zentrum der Gegend gefahren. (Verwaltungszentrum
ist aber Mullumbimby. Unsere Gastgeber haben
ein Yoga-Studio aufgesucht und wir sind bummeln gegangen. Es gibt attraktive Läden:
Mode, Schmuck, Kunst, Kunstgewerbe, Gesundheit, Wellness, Bücher. Viele
Angebote haben alternativen und „spirituellen“ Touch. Man merkt die
Hippie-Vergangenheit des Ortes. Noch sitzt mancher Alt-Hippie an der Straße und
verkauft selbstangefertigten Schmuck. An Ecken handhaben Digeridoo-Spieler
gekonnt ihr Instrument, begleitet von Drummern. Ausruhen kann man sich in netten
Cafés, gemütlichen Pubs und Restaurants jeder Art. Was auffällt, ist die große
Zahl an jungen Leute aus aller Welt, viele Backpacker, in bunter Vielfalt
gekleidet, Shorts, mit und ohne T-Shirt, lange Röcke, Mini-Kleid, barfuß,
hochhackig, lange Haare, Kurzhaarschnitt, Bart, Glatze, alles vertreten. Es ist
kurzweilig, draußen vor einer der Pubs zu sitzen und den Strom der
Vorbei-Flanierenden zu beobachten, schnell kommt man ins Gespräch, fast alle
sind gut gelaunt, viel Sonnenschein, mildes Klima tragen dazu bei. Selbst innen
in den Lokalen ist Betrieb, man muss oft warten, bis man einen Platz zugewiesen
bekommt. Auch hier meist jüngere Menschen, Yuppies, die sich nach frühem
Geschäftsschluss - aus dem etwas außerhalb liegenden hipen Gewerbeviertel „Arts
and Industry Estate“ kommend - in den Lokalen treffen, schwatzen, flirten,
konsumieren, beliebt sind Cocktails und Austern.
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Byron Bay - Straßenszenen |
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Mittags füllen sich die Restaurants in Byron Bay |
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Eine bekannte Erscheinung in Byron Bay: er demonstriert gute Laune und verdient so seinen Lebenunterhalt |
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Abend in einem Pub am Rande von Byron Bay |
Wir
saßen gerne in den nach außen hin offenen, weiträumigen Hallen des "Beach Hotels“ am Main Beach. Es gibt eine Unzahl an Bieren und Cocktails an
verschiedenen Theken, an einer anderen Theke bestellt man sich große Portionen
an deftigen Speisen. Dann blickt man auf die grüne Fläche des „Apex-Parkes“, auf
der Musiker zu hören sind, kleine Gruppen und einzelne sich gelagert haben. Weiter unten ein breiter Strand, der sich nach
beiden Seiten schier endlos fortsetzt, bedeckt von sich sonnenden Menschen in Badekleidung, im Meer bewegen sich
Schwimmer und Surfer, rechts fällt der Blick auf den grünen Hügelzug mit dem
weißen Leuchtturm, links in der Ferne auf Berge im Blaudunst. Da versteht man,
warum so viele Leute hierherkommen und eine Zeitschrift den Platz vor uns „den
sexiesten Strand“ der Welt genannt hat.
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Byron Bay - Main Beach |
Dabei
macht Byron Bay trotz allen Betriebes – der natürlich auch nachts nicht aufhört
– nicht den Eindruck eines „Massentourismusortes“; es sind in den letzten
Jahren manche Ressorts gebaut worden, darunter sehr luxeriöse, aber riesige Apartmentkomplexe und
Hochhäuser wie an der Gold Coast sieht man nicht. Bürgerinitiativen haben dies verhindert, auch die
Bebauung von heute geschützten Zonen wie des Arawak Nationalparks. Die
Eröffnung eines McDonalds-Schnellrestaurants wurde verhindert, "Subway" allerdings erlaubt - und "Supermarkets" gibt es einige, unter ihnen Aldi!).
Die
Einwohnerzeitungen legen Zeugnis von einersozial engagierten, umweltbewussten, kulturell interessierten und
politisch kritischen Community ab. Geschäftstüchtig ist man aber auch. Geschäfte haben die Zugewanderten hier schon immer gemacht, heutzutage sind es die Touristen, an denen man verdient.
Ein
wenig Geschichte - von der Holz- und Fleischindustrie zum Tourismusmanagement
Seit
James Cook 1770 hier vorbeisegelte und das Kap nach dem Kapitän und
Weltumsegler Lord John Byron, dem Großvater des Dichters, Cape Byron benannte,
hat der Ort manche Wandlung erfahren. Aus Cavanbah („Treffpunkt“), wie die
Indigenen den Platz nannten, wurde nach dem Eintreffen der Europäer (ab 1850) schließlich Byron Bay (1894).
Die Europäer fällten die riesigen „Roten Zedern“ des Regenwaldes - das „rote Gold“ - für den
Häuser- und Schiffsbau. Die gefällten Stämme wurden den Brunswick River hinab
geflößt und an der Küste in Schiffe verladen. Viele Zuwanderer fanden Arbeit als
Holzfäller, manche wurden durch Holzverarbeitung und Holzhandel reich. Die "Holzschneider" lebten in Camps, die Händler bauten Häuser und eröffneten Hotels und Geschäfte.
Die
Landschaft veränderte sich, die Grundlagen für die hügeligen Wiesenflächen, die
heute das Gesicht der Gegend prägen, wurden gelegt. Um 1860 kamen Siedler, die
das Land in Besitz in Besitz nahmen und ab 1880 durch Kauf von der Krone zugeteilt bekamen. Sie machten ihre Ländereien für die Viehzucht geeignet.
Die
Indigenen wurden – nicht ohne grausame Massaker – dezimiert, vertrieben und in Reservate gesperrt.
Später wurden sie "missioniert" und "umerzogen". Die Kinder nahm man ihnen weg und "erzog" sie in Missionsstationen oder weißen Familien. Ihre traditionelle Lebensweise, Landrechte und Kultur wurden ihnen genommen. Teilweise dienten sie den Farmern als billige und mißachtete Arbeitskräfte.
Auf Wiesen weideten Kühe und Schafe, Schweine wurden gehalten, Milch, Butter und Fleisch wurde produziert
und exportiert. Fischerei kam hinzu. Auch Bananenplantagen wurden angelegt. Landwirtschaft, industrielle Verarbeitung und Vermarktung ihrer Produkte, waren lange Zeit die wirtschaftliche
Grundlage der Region und spielen auch heute noch eine Rolle. Ein weiterer Erwerbszweig war die Goldsuche an den Stränden und der Sandabbau ("Sand mining"), der die Strände beschädigte.
Ein Hafen entstand,
der Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde vollzogen. 1901 errichtete man den
Leuchtturm– und überbaute dabei einen „heiligen Platz“ der Bundjalung. 1930
wurde ein großes Schlachthaus eingerichtet. Ab 1950 war Byron Bay
Walfangstation. Für die Anwohner war die stinkende Fleisch- und Meeressäugerverarbeitung nicht angenehm, es gab mancherlei Proteste.
In
den 60ziger Jahren entdeckten Langbrett-Surfer den Ort, in den 70ziger Hippies
– rechtzeitig vor einem wirtschaftlichen Niedergang und bevölkerungsmäßigem
Rückgang begann die touristische Zukunft Byron Bays. Die “Butter-bacon-bananas-beef-and-blubber (Walfett)” - Geschichte Byron Bays war vorbei. Heute ist der Ort eines
der beliebtesten Reiseziele Australiens, nicht nur für „Alternativ-Reisende“,
sondern auch für „reguläre“ Touristen.
Der Touristenstrom hat Byron Bay verändert. Der "Sehnsuchtsort" und das "Paradies" der Hippies ist der Ort längst nicht mehr. Die Hippiezeit war "museal" geworden als 1992 das "Nimbin Museum" in dem 65 km entfernten Cannabis-Mekka Nimbin eröffnet wurde (2014 brannte es ab). Dafür ist Byron Bay nun das "Urlaubsparadies" für viele, sicher noch ein besonderes, aber auch mit Vor- und Nachteilen, wie man sie von anderen kommerzialisierten "Urlaubsparadiesen" kennt.
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Einer der wieder angepflanzten "Red Cedar"-Bäume (Bild:lfwseq.org.au, Stefanie Reif) |
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"Native Trooper" (Polizist für Eingeborene) erschießt fliehenden Indigenen (Bild bei starlore.com.au) |
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Landverkauf 1880 (Bildquelle: wie oben) |
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Viehcamp Cowra (Bild bei travel.nine.com.au) - war 1944 ein Lager für gefangene japanische Soldaten |
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Byron Bay um 1920 ( Bild bei byronbayhistoricalsociety.org.au)
Eingang zum Nimbin Museum (Bild: visitnimbin.com.au) |
Ein
Spaziergang zum Leuchturm
Eine
der größten Attraktionen Byron Bays ist das historische „Lighthouse“ und der Blick
von dort oben. Manche der Besucher fahren oder wandern schon früh morgens
hinauf, um den Sonnenaufgang am östlichsten Punkt Australiens zu erleben – so
wie wir das vom Cap Creus an der Costa Brava kennen, wo die Sonne ihre ersten
Strahlen auf Spanien wirft. Wir kamen nicht so früh aus den Betten und
gelangten im Laufe eines Vormittags in Byron Bay an. Da war es schon schwierig,
einen Parkplatz am Palm Valley unterhalb des Capes zu finden. Wir machen einen
Rundgang durch den dicht bewachsenen Palmen-Regenwald. Hier wächst die
„Australische Fächerpalme“ mit ihren langen schmalen Blättern, die einen großen
Fächer bilden. Wir kennen diese Palme bei uns als Zierpflanze. Neben kleinen
Exemplaren sehen wir sie hier als bis zu 30 m hohen Baum. Die Indigenen haben
die Blätter für die Bedachung ihrer Hütten verwendet und zum Flechten von
Körben. Das Palm Valley ist eine geschützte Zone, wie das ganze Cape.
Das
Cape geht auf der rechten Landseite in den Arakwal National Park über, auch
dies ein Küsten-Regenwald. Er wurde 2001 den Arakwal übergeben und wird von
ihnen mitverwaltet.
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Australische Fächerpalme (Zeichnung in einer botanischen Zeitschrift 1877, Bild bei wikipedia) |
Der
Aufstieg
Wir
beschließen, nicht den „Cape Byron Walking Track“ auf der linken Küstenseite
zum Leuchtturm hinauf zu laufen. Der schmale Weg mit vielen Treppen ist
teilweise sehr steil und sehr anstrengend zu begehen. Wir wollen den Track auf
dem Rückweg nehmen. Wir fahren die Lighthouse Road ein Stück hinauf und stellen
das Auto auf einem Parkplatz ab. Nun geht es zu Fuß auf der rechten Küstenseite
des Capes hinauf. Teilweise stürzen die Klippen steil hinunter und es öffnen
sich schöne Blicke auf das Meer. Wir kommen an den „Assistant Lighthouse
Keeper´s Cottages“, einem flachen, weißen Gebäudekomplex im „King George Style“
(wie der Leuchtturm, nach King George III., König 1760-1801, genannt). Hier wohnten
die Leuchtturmwärter, die früher die Leuchtfeuer warten mussten (heute wird der
Turm automatisch und elektrisch befeuert). Das Gebäude beherbergt das „Cape
Byron Information Centre“ mit dem „Maritime Museum“, in dem man viel über
Geschichte und Natur der Umgebung erfährt. Außerdem können in den Gebäuden
Ferienwohnungen gebucht werden. Ich besichtige das Museum, während die anderen
es vorziehen, weiter zu wandern. Als ich das Museum verlasse, sind sie schon
beim Leuchtturm angelangt. Ich beeile mich, die wenigen Schritte hinaufzukommen
und wir umrunden die Aussichtsplatform. Den Turm kann man nicht betreten.
Die
Aussicht ist „stunning“, wie die Australier sagen. Zur Landseite sieht man weit
ins „Hinterland“, bis zu den Bergen der Mount-Jerusalem- und Mount
Warning-Nationalparks. Der geologisch Informierte wird erkennen, dass große
Teile des Hinterlandes auf die riesige erodierte „Caldera“, d.h. Kraterschüssel,
des „Tweed-Volcanos“ zurückgehen, von dessen zentralem Vulkanschlot der 1156 m hohe Mount
Warning übrig geblieben ist. Dieser „Schildvulkan“ – so genannt wegen seiner
Breite - war einer der größten der Erde und vor 23 bis 20 Millionen Jahren
aktiv. Keine Angst! Er wird nicht mehr ausbrechen, sein „Hot Spot“, d.h. seine
Lavaröhre, ist längst weit ins Meer hinaus gewandert! Dass wir auch hier auf
vulkanischem Gestein stehen, sieht man an der felsigen Landzunge, die sich
unter uns ins Meer erstreckt und das Ende das Capes bildet. Das Gestein ist
dunkel bis schwarz und hat eine sehr poröse Struktur.
Bei
der Rundumsicht blicken wir jetzt aufs Meer hinaus. Bei ungefähr 50 Grad sehen
wir draußen drei kleine Felsspitzen aus dem Meer ragen. Hier ist die Welt
entstanden! Zumindest nach den Mythen der Arawak. Es sind die „Julian Rocks“. Hierher
hat sich Nguthungulli, der Schöpfer des Landes und des Meeres, nach der
Erschaffung der Welt in der Traumzeit in eine Höhle zurückgezogen. Tatsächlich
sind die Inselchen ein Rückzugsgebiet vieler Meerestiere wie gefährdete, aber wenig
gefährliche Haiarten und Molluskeln und demzufolge als Tauchgebiet sehr
beliebt. Die Eilande sind Bestandteil des Cape Byron Marine Parks. Wie alle
Leute hier oben halten wir Ausschau nach vorbeiziehenden Walen. Vergeblich,
aber wir werden sie noch später sehen, in Vielzahl und ganz nahe!
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Das Leuchturmwärterhaus ( Bild: traveller.com.au)
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Ein schöner Anblick - das historische Cape Byron Ligthouse. Und ein großartiger Rundumblick! |
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Blick auf das Byron Bay-Hinterland und die Berge, im Hintergrund der Mount Warning |
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Julian Rocks |
Erosion
der Küste – eine Bedrohung des „Paradieses“
Wir
steigen nun den Cape Byron Walk hinunter. Die Abzweigung, die zur felsigen
Spitze des Caps führt nehmen wir nicht. Wir sind schon bei unserer
Australienumrundung vor Jahren hierhergekommen und haben den Felsenstieg
begangen. Heute ist das Meer relativ ruhig. Damals spritzte die Gischt meterweit an den Felsen hoch. Das Meer und
die Winde arbeiten hier ständig, was man an den Felsen sieht. Aber auch die
durch das frühere "Sand mining" ohnehin beschädigeten Strände werden abgebaut. Fachleute stellen eine fortschreitenden Veränderung
und Erosion der Strände und Strandgebiete fest und warnen vor den Folgen für
das „Surfer- und Touristenparadies“ Byron Bay. Wie bei den Bränden verschärft
der Klimawandel die Situation. Der Meeresspiegel steigt und Unwetter häufen
sich. Hausbesitzer in Strand- und Flussmündungsnähe haben schon schmerzliche Erfahrungen mit dem
Problem gemacht. Wir selbst konnten starke meerseitige Abbrüche an der Düne in
New Brighton beobachten, was für die Sicherheit der dahinter liegenden Zonen
bedenklich ist. Überflutungen sind auf diese Weise vorprogrammiert. Die Maßnahmen gegen diese Entwicklung sind kostspielig und
umstritten. 2019 ist eine Kommission beauftragt worden, nach geeigneten
Lösungen zu suchen.
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Cape Byron - die Spitze / östlichster Punkt Australiens |
Abstieg
vom Leuchtturm
Ich
widme mich jetzt aber weiter dem Abstieg vom Cape Byron Lighthouse. Der Weg
führt ca. 3,5 km durch Busch-, Regenwald- und Strandabschnitte zurück zum
Palmvalley. Auch hier ist manches an Fauna und Flora zu bemerken. Ziemlich am
Anfang des Weges säumt Buschwerk den Track. In ihnen turnen kleine Vögel mit
weißem Bauch, schwarzem Obergefieder, blauem Latz und hellblauem Köpfchen
herum. Es sind die Männchen des Prachtstaffelschwanzes (australisch: Superb Fairywren, also „der großartige
Feen-Zaunkönig“).
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Prachtstaffelschwänze (Männchen und Weibchen (Bild: User: benjamint444 wikipedia.org) |
Bei
den Regenwaldabschnitten fallen uns wieder große Palmen auf: wie mir mein Australian
Plants App mitteilt, sind es diesmal die Australische Livinstone- oder
Schirmpalme und die Bangalow-Palme. Unter ihnen wächst der Burrawang, ein
australischer Palmfarn. Es ist schon erstaunlich, wie viele Palmenarten in
Australien heimisch sind! Die meisten sind auch bei uns als Zierpflanzen erhältlich.
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Australische Schirmpalme |
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Bangalow Palme |
In
einer Senke kommen wir auf ein Plateau. Wir sehen ein weißes Gebäude, das "White
House“, ein luxuriös wirkendes Restaurant und Hotel. Es gefällt uns hier und
wir nehmen auf dem Vorplatz auf Barhockern und vor Tischen Platz. Wir leisten
uns ein Glas Champagner und einige Austern. Während wir auf unsere Bestellung
warten, trudelt eine Hochzeitsgesellschaft ein. Junge schick gekleidete Frauen
und Männer füllen um uns herum den Platz. Dann kommen die Eltern des
Hochzeitpaares, konventioneller gekleidet, mit ihnen die Braut in weißem langen
Spitzenkleid und Schleppe, der Bräutigam in hellem Anzug. Weitere ältere
Herrschaften in dunklen Anzügen steigen aus einem Bus aus. Brautpaar, Eltern
und die älteren Begleiter schreiten die Treppen ins Restaurant hinauf. Wie ich
bei einem Gang auf die Toilette feststelle, ist da oben schon eine große
Gesellschaft zugange. Die Bedienungen bringen Platten mit Hummern und anderem
Meeresgetier auf die Tische. Da man offenbar nicht weiß, dass ich nicht zur
Hochzeitsgesellschaft gehöre, begrüßt mich die junge „Chefin de Rang“ freundlich,
an Tischen winkt man mir zu hierher zu kommen. Ich wünsche dem Brautpaar alles
Gute. Der Bräutigam ruft eine Kellnerin mit einem Tablett mit gefüllten Gläsern
herbei - ich soll wohl ein Glas mittrinken. Ich lehne dankend ab und sage,
meine Freunde warteten unten und wir hätten da schon bestellt. Ich würde dort
auf das Wohl des Paares trinken. Beim Abgang winken mir wieder einige der schon
ziemlich angeheiterten Gäste zu. Meine Güte, sind die Australier freundlich –
und feiern können sie auch! Unten sind inzwischen Champagner und Austern
angekommen, wir genießen die Köstlichkeiten und die Umgebung.
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Die hübsche "Vorhut" der Hochzeitsgesellschaft |
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Unsere kleine Gruppe beim Champagnergenuss - der Fotograph fehlt natürlich |
Dann
setzen wir den Weg fort und kommen an einer an einem Strand liegenden
Häuserreihe an. Wir warten hier, bis D. das Auto geholt hat und wir die
Rückfahrt antreten.
Ausflüge
in die Umgebung
Vor
und nach unserem Zwischenaufenthalt in Neuseeland haben wir Ausflüge in die
Umgebung von New Brighton und Byron Bay gemacht. Es gibt hübsche Ortschaften an
der Küste und im Hinterland, die alle ihre Besonderheit haben. Immer findet man
lohnende Restaurants, freundliche Cafés und originelle Pubs, in denen exquisit
oder landesüblich gespeist werden kann. Selbst in kleinen Orten stößt man auf interessante
Geschäfte mit besonderen Angeboten wie Kunst, Textilien, Töpferwaren,
vielerorts werden bunte Märkte veranstaltet, bei Fahrten übers Land trifft man auf
Farmläden mit erntefrischem Gemüse, Obst, Nüssen oder exzellentem Fleisch.
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Warten auf Plätze in einem Café in Bangalow |
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Die Kuchentheke |
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Das Angebot in einer Metzgerei |
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Kunstgalerie in Bangalow |
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Besuch in einer Töpferei |
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Ein originelles Restaurant auf dem Lande... |
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...mit "spiritueller" Musik beim Essen |
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Ein eleganteres Restaurant in einer kleinen Ortschaft... |
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...und gegenüber ein Laden mit exquisitem Kunstgewerbe |
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Auch
die Fahrt auf kleinen Straßen durch die Landschaft ist reizvoll. Es ist eine
liebliche, kultivierte Landschaft mit Weiden, Hügeln, Wäldchen, Teichen,
vereinzelten Farmen. Und immer wieder gibt es schöne Aussichten auf Berge, auf
das Meer… Ich beschreibe
unsere Ausflüge nicht im einzelnen, sondern stelle hier eine Bildergalerie zusammen
von Orten, die wir besucht und Fahrten, die wir gemacht haben.
Lohnende
Ziele sind die vielen Nationalparks mit dichten Regenwäldern, die man auf
sicheren Wegen durchwandern kann, kleine, große, an der Küste und im
Landesinneren. Oft haben sie malerische Felswände oder romantische Wasserfälle,
die sich in Becken ergießen. In den Fremdenverkehrsbüros bekommt man
informative Prospekte und lokale Karten, mit deren Hilfe man sich Ziele aussuchen
kann.
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Besuch im "historischen" Bangalow |
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Wandmalerei in Bangalow (unten: Ausschnitt)
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Ein Aussichtspunkt im Hinterland von Byron Bay ( im Hintergrund der Leuchturm) |
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Felder, Wiesen,Baumgruppen - eine kultivierte, liebliche Landschaft. Früher war sie mit Regenwald bedeckt |
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Blick auf die Vulkanberge des Mount Jerusalem National Parks |
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Peacock Flower Tree (Pfauen-Blumenbaum) (?)
Dalwood Falls im Balina Shire
Auf dem Weg zum Fall
In der Nähe der Fälle liegt die kleine Victoria Park Nature Reserve, ein regenerierter subtropischer Regenwald. Er gibt eine Vorstellung von Fauna und Flora vor der Besiedlung durch die Europäer
Ein Baumveteran. Die Bäume waren dem hier ansässigen Indigenenstamm heilig. Vielfach dienten ihre Blätter Nahrungs- und Medizinzwecken
Ein Pademelon oder Filander (Aboriginalmalerei auf einem Schild im Park) - eine sehr bedrohte kleine Känguru-Art, die im Wald lebt. Pademelons waren Jagdwild der Indigenen. Nicht nur das Fleisch war beliebt, sondern auch das Fell, dass für Kleidung und Trommeln benutzt wurde. Wir haben das nachtaktive Tier leider nicht gesehen.
Auf dem Mount Warning |
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Felsen im Mount Jerusalem Nationalpark |
Wale
in Sicht
Frühmorgens
ging es los, zu der Whale-Watching-Tour, die wir in Brunswick Heads gebucht
hatten. Langsam trudelten die Teilnehmer an einem überdachten Anleger im
Hafengelände ein. Dagmar und ich waren die einstigen Deutschen, die anderen
Australier und Engländer. Dann kam der Guide, ein junger munterer Mann. Er
hielt erst einmal einen Vortrag über die Verhaltensweisen auf See und bei den
Walen. Danach wurden wir seetüchtig gemacht, mit Rettungsweste und Schutzmantel
gegen die Gischt. Dann stiegen wir in das kleine flache und mit einem Schutzdach
versehene Boot. Das Boot rauschte auf den Marshalls Creek hinaus und wurde zum
Hafenausgang gesteuert. Mit Karacho wurde der große Schwall vor der Einfahrt
genommen. In langsamerer Fahrt zog das Boot eine große Kurve in die See hinaus
und nahm dann seine Fahrt entlang der Strandlinie. Der Bootsführer schnitt
gekonnt die großen Wellen an. Dagmar hatte vorsorglich Ginger gekaut, gegen die
Seekrankheit, das Mittel wirkte. Jetzt sahen wir den Strand von New Brighton
vom Wasser aus. Über der Düne erhoben sich die grünen Baumflächen mit den
Häusern dazwischen. Weiter im Hinterland eine Kette von Hügeln und Bergen,
unter denen sich das markante Horn des Mount Warning vom blauen Himmel abhob.
Als Captain Cook ihn erblickte, nannte er ihn „Warnberg“, er sollte Seefahrer
vor den gefährlichen Klippen vor der Küste warnen. Die Indigenen nennen ihn
"Wulambiny Momoli" und für sie trägt er das Gesicht des „Chefs“ der
Berggeister-Krieger.
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Außer Pelikanen ist noch niemand am Anlegesteg |
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Der Guide erteilt Anweisungen |
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Wir sind seetüchtig ausgerüstet |
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Auf der Fahrt an der Küste bei New Brighton erblicken wir in der Ferne den Mount Warning
Fahrt voraus zu den Walen |
Tagelang
war der Himmel bedeckt gewesen, es hatte geregnet und von der See her blies ein
kräftiger Wind. Heute herrscht strahlendes Sonnenwetter und die Wellen
beruhigen sich zusehends.
Der
Guide blickt in die Ferne, wo schon einige Boote hin und her schaukeln. Jetzt sieht
man auch, dass sich dunkle Buckel aus dem Wasser heben und Fontänen aus dem
Wasser schießen. Der Bootsführer dreht auf und hält auf die Stelle zu. Dann
drosselt er den Motor, wir gleiten langsam dahin und plötzlich sind wir
inmitten einer Walherde. Es sind Mütter mit Jungen, wie uns der Guide sagt. Immer
wieder tauchen die schwarzen Buckel auf, legen sich zur Seite, so dass man die
seepockenbedeckten und längsgeriffelten weißen Bäuche sieht, sie heben die „Fluke“
(Brustflosse) mit der weißen Seite wie ein Segel aus dem Wasser. Klatschend fällt
sie zurück und das Tier taucht wieder. Dabei hebt sich der Schwanz aus dem
Wasser. Hin und wieder bläst ein Tier einen Strahl in den Himmel. Die Jungtiere
schwimmen eng an der Seite der Mütter, die ihnen wohl zeigen, was man alles im
Wasser anstellen kann. Wir haben den Eindruck, dass sie uns eine Show
bieten wollen. Der Guide hält ein Mikrophon ins Wasser und wir hören, dass das
Wasser von Lauten erfüllt ist, die Wale unterhalten sich in hohen und
unterschiedlichen Tönen. Etwas unheimlich wird uns, als ein Tier unter dem Boot
hindurchtaucht. Der Guide beruhigt uns, die Tiere seien Menschen gewohnt und nicht
aggressiv. Das könne höchsten bei männlichen Tieren passieren, die manchmal die
Mütter-Kindergruppe schützen wollten, die seien hier aber nicht dabei. Der
Walfang, der an der hiesigen Küste von 1954 bis 1962 betrieben wurde, ist ja
auch längst vorbei. Heute sind die Tiere geschützt. Der Guide erzählt uns, dass
in der Zeit des Walfangs 1146 „Humpback“-Wale harpuniert und dann an Land
verarbeitet wurden, zu Fleischportionen – meist für Hundefutter - und Öl. Das
längste Walweibchen, das man erlegte, war 16 m lang. Schon damals gab es
Bestimmungen, um die Wale zu schützen. Es durfte pro Saison nur eine begrenzte
Zahl gejagt werden, es war nicht erlaubt, kleine oder trächtige Tiere und
Mütter mit Jungen zu erlegen. Die Fangsaison dauerte von Anfang Mai bis Ende
Oktober, also vom australischen Spätherbst bis zum beginnenden Frühling.
In
dieser Zeit ziehen die Wale aus der Antarktis kommend an Byron Bay vorbei
nordwärts. Sie paaren sich in den warmen Gewässern von Queensland, wo auch ihre
„Gebär- und Kinderstuben“ liegen. Im Sommer ziehen sie dann in die
antarktischen Gewässer zurück. Dort liegen ihre Futtergründe. Während ihrer
Migrationen fressen die Wale nur wenig. Sie leben hauptsächlich von Krill und
kleinen Fischen, die sie mit ihren Oberkieferbarten aus dem Wasser seihen. Vor
der Migration fressen sie sich voll. Dann sind sie fett und deshalb wurden sie
möglichst in der Frühsaison gejagt.
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Das ist kein Segelboot, was wir in der Ferne sehen, sondern die Brustflosse eines Wales |
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Nun bläst der Wal |
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Hier sieht man die Buckel zweier Wale (Mutter und Junges) |
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Der Wal dreht sich und man sieht die Brustflosse von der weißen Unterseite, hinter dem großen Tier ein Kleines |
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Hier die schwarze Oberseite |
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"Buckelwal"! - Die Rückenflosse ist klein |
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Wir hören die Wale "singen" |
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Elegant hebt der Wal die Flosse hoch |
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Ein Wal ganz nahe an einem Boot |
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Er bläst und taucht - zum Schrecken der Leute |
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Mutter mit Walkind im Schlepptau |
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Hier sieht man, dass der Wal sich auf den Rücken dreht, wenn er das Weiß der Brustflosse zeigt |
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Beim Abtauchen hebt das Tier den Schwanz |
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Die Herde um uns war weitergezogen. Der Bootsführer startet und hält Ausschau. Weiter seewärts macht eine andere Gruppe von Walen durch Sprünge und Fontänen auf sich aufmerksam. Wir fahren an sie heran und wieder erleben wir das Schauspiel der spielenden und übenden Walgemeinschaft.
Auf die Frage, ob die Wale Feinde hätten, nennt der Guide Orcas und Haie. „Killerwale“, Weiße Haie und Tigerhaie begleiten die Migrationszüge der Wale und attackieren junge und kranke Tiere. Wahrscheinlich halten sich die Walkühe mit Kälbern gerne in küstennahen Gewässern auf, weil dort die Gefahr eines Angriffs geringer ist. Experten warnen davor, in der Nähe von Walen oder gar einem Walkadaver zu schwimmen, zu tauchen oder zu surfen. Dort sei das Risiko, von einem Hai angegriffen zu werden, groß.
So verging der Vormittag und allmählich hatten wir genug von den faszinierenden Begegnungen mit den Meeressäugern. Das Boot wendete und in schneller Fahrt gelangten wir zurück in den Hafen.
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Wieder im Hafen |
Beim
Strandspaziergang am nächsten Morgen war unser Blick geschärft. Wir erkannten
auch aus der Ferne die dunklen Rücken, die auftauchten und verschwanden und hin
und wieder Fontänen in die Luft bliesen. Wir wussten jetzt, das sind Wale und
keine Meeresbewegungen.
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Strand bei New Brighton |