Freitag, 28. Februar 2020

New Brighton, Byron Bay und "Hinterland": ausgedehnte Strände, ursprüngliche Naturschutzgebiete und reizvolle Ortschaften


Bei unserer diesmaligen Reise nach Australien im (europäischen) Herbst 2019 hatten wir nur begrenzt Zeit und haben uns auf einen kleinen Bereich beschränkt. Das hatte aber den Vorteil, dass wir einen genaueren Einblick in eine Region bekamen als bei unseren bisherigen größeren Reisen. (Bei unser längsten Reise 2010 haben wir, d. h. Dagmar und ich, ganz Australien umrundet.) Deshalb kann ich diesem Bericht auch auf einige Besonderheiten eingehen, die man in allgemeinen Reisebeschreibungen nicht findet (Natur, Geschichte, indigene Bevölkerung). Dass wir „Byron Bay and Hinterland“ (das deutsche Wort wurde ins Australische übernommen!) besuchten, hängt damit zusammen, dass wir eine Einladung nach New Brighton bekamen, das ca. 20 km südlich km von Byron Bay liegt.  
Von Frankfurt flogen wir über Abu Dhabi nach Brisbane, Dauer ca. 22 Stunden. Der Flug und das Umsteigen in Abu Dhabi war problemlos, am schwierigsten war es, in Frankfurt das richtige Fluggate zu finden. Dank der Zeitverschiebung kamen wir schon am nächsten Tag am frühen Abend in Brisbane an. Auch beim sonst so pingeligen australischen Zoll ging es diesmal schnell. 
 
Wir haben unsere Reise vor der Corona-Krise unternommen. Corona hat auch Byron Bay sehr verändert. Das "Markenzeichen" eines  "Paradieses" - wenn es überhaupt je zutraf - ist noch mehr beschädigt worden.  Kein Wunder bei einer "Monowirtschaft", die hauptsächlich auf Tourismus und vor allem Auslandstourismus beruht. Hierzu ein Artikel: https://www.abc.net.au/news/2020-09-28/how-coronavirus-exposed-byron-bays-weakness/12674220?nw=0

Ankunft in New Brighton


New Brighton und Umgebung
New Brighton, Byron Bay und Umgebung (Bild: realestate.com.au)
New Brighton, Byron Bay und Umgebung (Bilder: realestate.com.au)

Draußen warten schon unsere Gastgeber. Als wir ins Freie treten, merken wir, es ist recht kühl: vom Sommer in Deutschland kommen wir in den beginnenden Frühling in Australien. In der Abenddämmerung fahren ca. ein und eine halbe Stunde bis wir in New Brighton ankommen. Hier müssen wir noch einmal am Uhrenzeiger drehen, denn im Gegensatz zu Brisbane und Queensland herrscht in New South Wales, Sommerzeit.
Wo sind wir angekommen? Zunächst einmal, wir befinden uns an der Ostküste Australiens und zwar an dem Abschnitt zwischen Sidney und Brisbane. Wenn man auf der Karte von Brisbane hinuntergeht – sich also weiter nach unten, d.h. südlich, bewegt – kommt man an der Gold Coast vorbei zu Abschnitten um Tweed Heads, Byron Bay und Ballina. New Brighton liegt etwas oberhalb von Byron Bay und ist nur auf lokalen Karten eingezeichnet. 


Byron Bay und Umland

Nebenbei angemerkt: das „Dschungelcamp“ auf Englisch „Celebrity Park“ genannt, befindet sich ganz in der Nähe, ca. 45 km Richtung Norden am Rande des Lamington-Nationalparkes. Es liegt allerdings nicht in diesem großen gebirgigen Regenwald, sondern auf einem Privatgelände, auf der sich eine Baum- und Buschinsel befindet. Das Land herum ist eine eher liebliche Hügellandschaft mit Wiesen- und Weideflächen, wie sie für die ganze Region typisch ist. Gehöfte oder Landhäuser haben meist um sich herum eine größere Landfläche mit subtropischem Baum- und Buschbestand (neben Eukalyptusbäumen verschiedene Palmarten).  Diese Landschafts- und Siedlungsstruktur sahen wir schon von der Autobahn aus auf der Fahrt von Brisbane nach New Brighton.
Während unseres Aufenthaltes lasen wir, dass große Teile des zum Weltkulturerbe gehörigen Lamington-Nationalparkes den schon damals beginnenden Buschfeuern zum Opfer fielen, ausgelöst durch weggeworfene Zigaretten von Teenagern und begünstigt durch ungewöhnliche Trockenheit.

Nun sind wir am Domizil unserer Gastgeber angekommen: ein großes automatisch geöffnetes Tor geht vor uns auf und gibt den Blick auf einen beleuchteten Garten mit hohen Palmen und eine der hier typischen Landvillen auf Stelzen frei. Die Stelzen schützen die Bewohner vor Schlangen, Mäusen, Ratten und sonstigem Getier, aber auch vor Überschwemmungen. (Bei einem Zyklon 1974 brach die schützende Düne vor dem nahen Meer und die Häuser standen im Wasser.) Im Inneren des ca. 220 m² umfassenden modern gestalteten Gebäudes treten wir in eine große Wohn- und Küchenhalle, von der aus viele Zimmer ausgehen. Wir beziehen unser Zimmer und nach dem Abendessen schlafen wir bald ein. 


New Brighton

Der erste Tag

Am anderen Morgen wecken uns die typischen, flötenden Rufe der elsterähnlichen Magpies, das Lachen eines Kookaburras und das Kreischen von Kakadus mischt sich dazwischen. Das klingt ganz anders als in Deutschland, berührt uns aber nahezu heimatlich: wir sind wieder in Australien angekommen. 
Magpie ("Australischer Flötenvogel")
Australische Vögel - Kookaburra
Kookaburra ("Lachender Hans")
Australische Vögel - Weißer Kakadu
Weißer Kakadu

Unsere Gastgeber sind schon bei ihrer Arbeit, wir wollen sie nicht stören und so beschließen wir, das Frühstück anderweitig einzunehmen. Wir lassen uns den Weg zu einem in der Nähe liegenden Café beschreiben.
Erst schauen wir uns im Garten um, der das Haus umgibt. Garten ist eigentlich nicht der rechte Ausdruck. Von einer von kurz gehaltenem Gras bewachsenen Fläche abgesehen, befinden wir uns eher in einem Palmenhain, der sich in den umliegenden Grundstücken fortsetzt. Wir erblicken über die Umzäunung weitere Häuser, teils älteren, teils neueren Datums. Unter „unserem“ Haus ist der Boden mit Kies bedeckt – wie das kurz gehaltene Gras und der geharkte Boden unter den Palmen und Büschen soll das die Schlangen abhalten oder sichtbar machen.  Immerhin haben während unseres Aufenthaltes kommunale Gartenarbeiter am bebuschten Rand eines Nachbargrundstückes eine große Brown Snake entdeckt und entfernen lassen, eine Schlange, deren Biss für die meisten durch Schlangenbisse hervorgerufenen Todesfälle in Australien sorgt. Während wir uns im „Garten“ umschauen hopst ein wildes Truthuhn vom Zaun, läuft umher und fängt an, im Boden eine Grube zu scharren. Wahrscheinlich will sie hier ihr Nest anlegen. Wilde Truthühner werden wir in der Gegend noch viele sehen. 


Östliche Braunschlange (Bild: Poyt448 wikimedia commons)

Wir treten aus dem Grundstück heraus auf die Straße. An der Straße liegen viele Landhäuser, immer von großen Grundstücken mit Eukalyptusbäumen und Palmen umgeben. Wir sehen, hier haben offensichtlich wohlhabende Australier Häuser erbaut oder erworben, einige sind ständig bewohnt, andere werden als Ferienhäuser von den Besitzern benutzt oder vermietet. Anscheinend haben die Australier, die hier leben oder mieten, ein anderes Verhältnis zum Wohn- und Lebensraum als wir Europäer. Soviel Raum wäre für uns reiner Luxus. Wir erfahren, dass die Häuser für unsere Verhältnisse sehr teuer sind, auch die Mieten sind hoch.
Wir biegen auf eine Hauptstraße ein und wandern auf einem daneben liegenden Fußgängerweg in die Richtung, die wir für die richtige halten. Wir sind die einzigen Fußgänger, einige Leute fahren auf Fahrrädern an uns vorbei, die meisten der Anwohner scheinen das Auto als Fortbewegungsmittel zu bevorzugen. Wir sehen eine Bushaltestelle, aber ohne Fahrplan. Wie wir später erfahren, fahren Busse nur selten. Rechts und links wieder Landhäuser und viel Baumbestand. Schließlich kommen wir an eine Brücke, die über einen breiten, kaum noch fließenden Fluss führt. Wenn wir flussaufwärts schauen, sehen wir an den Ufern eine mit Mangroven bewachsene Sumpflandschaft. Schwarze Reihervögel waten im flachen Wasser und suchen nach Beute.  Flussabwärts erweitert sich der Fluss zusehend und mündet in der Ferne ins Meer. Wir stehen an einem der Mündungsarme des Brunswick Rivers, dem Marshalls Creek. Der Creek wurde nach einem Holzhändler und Hotelier Bob Marshall benannt, der Ende des 19. Jahrhunderts im nahen Simpson Town, heute Brunswick Heads, lebte. Der Brunswick River wurde von seinem europäischen Entdecker, einem englischen Kapitän 1828 nach Queen Caroline von Braunschweig-Wolfenbüttel benannt.
Nach der Brücke hört der Fußgängerweg auf und wir sehen, dass die Straße steil einen Hügel hinaufführt. Hier kann es also nicht zum Meer gehen, in dessen Nähe das Café liegen soll. Glücklicherweise kommt ein alter Australier vorbei, den wir fragen können. Australier sind hilfsbereit – er erklärt uns freundlich den Weg. Wir haben Mühe, ihn zu verstehen. Das australische Englisch entspricht nicht unserem „Schulenglisch“ und man braucht einige Zeit, bis man sich an Aussprache und Wortwahl gewöhnt hat. Wir verstehen jedenfalls, dass wir in die falsche Richtung gelaufen sind. Später sind wir öfters den Hügel hinaufgewandert. Man kommt dann zum nächsten Ort, Ocean Shores, und  einem großen Einkaufszentrum, dem „Ocean Shore Shopping Center“, wo wir im Supermarket „Coles“ eingekauft haben. Nebenbei: für australische Verhältnisse kauft man bei „Coles“ billig ein, aber für uns liegen die Preise weit über denen in Deutschland. 



Wir kehren also um und laufen die Straße zurück. An einer hohen mit Büschen und Bäumen bewachsenen Düne macht sie eine Kurve und führt weiter an der Düne entlang. Wir steigen den Treppen-Pfad hinauf, der über die Düne führt. Oben befindet sich eine große Bank. Auf dem Bankrücken sind Schilder mit Namen und Personenbildchen angebracht. Wir lesen, dass dies der Lieblingsplatz von Menschen war, die hier im Meer umgekommen sind, meist wohl beim Surfen.


New Brighton Strand
Aussichtsbank am Strand von New Brighton

Von hier aus erblicken wir einen langgezogenen und breiten Sandstrand. Zur rechten Seite wird er in der Ferne durch eine hügelige Landzunge begrenzt, an deren Ende sich ein weißer Leuchtturm erhebt. Dies ist Cape Byron, der östlichste Punkt Australiens. Links zieht sich der Strand ins Endlose.  Auf dem Strand laufen vereinzelt Menschen, viele mit Hunden, manche mit ganzen Meuten. Die Hunde sind nicht angeleint, sie rennen umher, spielen miteinander und scheinen sich über den weiten Auslauf zu freuen. Weit schweift der Blick übers Meer, dessen grün-blaue Farbe sich am Horizont im Azurblau und Wolkenweiß des Himmels verliert. Wir blicken auf den südlichen Pazifik, genauer gesagt auf den Tasman Sea, der sich zwischen Australien und Neuseeland erstreckt. Große Wellen rollen heran. Surfer versuchen auf ihren Kamm zu gelangen und lassen sich auf ihrem Brett Richtung Ufer tragen. Wir machen auch einige Schwimmer am Wasserrand aus. Uns fröstelt, als wir sie sehen. Die Luft ist kühl und das Wasser sicher auch. Ständig weht Wind vom Meer her. Auch später, als es wärmer wurde, haben wir hier nie gebadet. Baden und Surfen ist gefährlich, es gibt starke Strömungen im Meer und Haie sind nicht selten. Wir wundern uns, dass dies viele Australier nicht zu beunruhigen scheint.
Hier werden wir noch oft stehen und aufs Meer blicken. Auch für uns wird das ein Lieblingsplatz werden. Nach einer Whal-Watching Tour waren wir in der Lage, die vorbeiziehenden Buckelwale zu erkennen. Wir steigen nicht zum Strand hinunter, wie wir das später so oft machten. Es ist wunderbar, über den Sand zu laufen, von Hunden und Menschen freundlich begrüßt zu werden, einige Worte zu wechseln, seine Tai-Chi-Übungen zu machen, sich hinzusetzen, zu meditieren und über das Meer zu blicken.


New Brighton Strand
New Brighton - Strandimpressionen
New Brighton Strand

Cape Byron Lighthouse
New Brighton Surfer

Uns zieht es aber zum Frühstück. Wir laufen zurück auf die Straße und setzen unseren Weg fort. Rechts vor der Düne setzt sich die Reihe der Häuser und Gärten fort, an einigen Büschen gehen Blüten in leuchtenden Farben auf. Wir stellen fest, New Brighton besitzt kein eigentliches Ortszentrum, sondern ist eine Ansammlung von verstreut liegenden Häusern. Der Ort hat auch nur ca. 350 ständige Einwohner. Links von der Straße schlängelt sich der Marshalls Creek entlang. Das Ufer ist mit knorrigen Bäumen bewachsen. Wenn wir einige Meter zum Fluss hinabsteigen, blicken wir auf flache Gewässer mit Sandzungen, auf denen manchmal Leute stehen und angeln. Am anderen Ufer zieht sich ein weit ausgedehnter Mangrovenwald ins Landesinnere. Das ist das geschützte Gebiet des Marshalls Creek Nature Reserve.
                                                 
New Brighton

 
Nun sehen wir ein langgezogenes flaches Holzgebäude, eine Art Schuppen, vor uns, ziemlich urtümlich; unter Eukalyptus-Bäumen sind einfache Holzbänke, Sessel und Tische aufgestellt. Es ist das Post-Office, mit angeschlossenem kleinen Supermarket und das Yum Yum Tree Café (offenbar nach einem Album der englischen psychodelischen Rock-Band Osric Tentacles benannt). Wir treten in das Café ein und bestellen bei den jungen Leuten am Tresen Käse-Schinken Hörnchen, Bananenkuchen und „Flat White“, das ist ein großer Milchkaffee. Wir bezahlen und erhalten eine Nummer. Das ist der übliche Bestellvorgang in australischen Lokalen. Draußen setzen wir uns. Bald kommt eine junge Frau (Backpackerin?) und stellt die aufgebackenen Hörnchen und die Kaffees vor uns hin. Um uns sitzen junge Mütter und Väter, die sich im breiten Australisch unterhalten, modisch alternativ aussehend und gekleidet, die Kinder spielen an Spielgeräten, Hunde suchen nach Krümeln unter den Tischen, eine Art kleiner Magpie setzt sich auf unseren Tisch und schielt auf die Leckereien, er kriegt einige Krümel und fliegt davon. Es herrscht eine idyllische Atmosphäre. Es gefällt uns gut hier und wir sind noch oft wiedergekommen, meist sind wir dann am Strand hierher gewandert.


Yum Yum Tree Café New Brighton
Yum Yum Tree Café in New Brighton
Farmers Market New Brighton
Farmers Market in New Brighton

Ganz in der Nähe findet jeden Dienstag der New Brighton Farmers Market statt. Das ist ein ganz entzückender Markt. Bauern aus der Umgebung bieten ihre Produkte an, Gemüse, Früchte, Makadamia-Nüsse (Spezialität der Gegend), Eier, Brot, Honig, Oliven, Fleisch. Wir staunen, was hier alles gedeiht und wie verlockend die Waren aussehen. Die meisten der Stände haben das Öko-Label, außerdem führen sie oft Teile der Einnahmen für wohltätige Zwecke ab. Neben Nahrungsmitteln wird Kunsthandwerk angeboten. Man merkt, in New Brighton wohnt - oder nach New Brighton kommt - eine bestimmte Schicht von Australiern, gut situiert, jüngere bis mittlere Generation, natürlich gibt es auch Alteingesessene und Ruheständler, die Jüngeren meist progressiv-alternativ orientiert, man sucht die Ruhe, nicht den Betrieb, trotz der beliebten Strände gibt es keinen Massentourismus. Man muss es sich leisten können, hierher zu kommen. Auf dem Markt kauft man nicht nur ein, die Community des Ortes trifft sich hier, man unterhält sich bei Live-Musik, Kaffee und den leckeren Snacks, die es gibt.
Nach dem Café-Besuch machen wir uns gestärkt auf dem Heimweg.
Ich habe hier unseren ersten Spaziergang so ausführlich geschildert, um die Atmosphäre des Ortes wiederzugeben, der zum Ausgangspunkt unserer weiteren Erkundungen wurde. Des Weiteren schildere ich nicht den Verlauf der einzelnen Tage, die wir in New Brighton und Umgebung verbrachten. Ich berichte in lockerer Anordnung über Ausflüge und Besichtigungen, die wir von dort aus unternahmen.

Feuergefahr in Byron Bay und Hinterland?

Vielleicht noch eine Bemerkung. Wir werden immer wieder besorgt gefragt, wie es mit den Bränden in der Gegend steht. Die unmittelbare Umgebung von Byron Bay wurde bisher von Buschfeuern verschont. Es gab aber und gibt wohl auch noch lokale Brände in einigen Waldgebieten im Hinterland und in einem Fall an der Küste. Dass um Byron Bay Flächenbrände entstehen, ist unwahrscheinlich, die Landschaft der Umgebung besteht aus einem Wechsel von Wiesen-, Weideflächen und kleinen Wäldchen. New Brighton ist von Meer und Sumpfgebieten umgeben. Hier werden sich wohl kaum größere Brände ausbreiten können.  Im einigen Küstenbereichen und im Landesinneren gibt es Regenwälder. Normalerweise sind diese Gebiete feucht. Wir konnten aber beobachten, dass Bäume und Boden dort und auch in den besiedelten Gebieten sehr trocken waren, da besteht durchaus Brandgefahr. Für gefährdete Gebiete gelten Restriktionen, der sogenannte „Fire Ban“, so auch in dem Naturschutzgebiet, das wir nachfolgend beschreiben. Wir hoffen, dass die Bewohner achtsam und die Behörden vorbereitet sind.
Zu den Themen „Brände“ und „Klimaschutz“ in Australien hat Anna-Lena Janzen am 18.01. 2020 einen instruktiven Artikel bei t-online veröffentlicht: „Warum Politiker die Feuerkatastrophe verharmlosen“ (https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_87158634/buschbraende-in-australien-warum-politiker-die-feuerkatastrophe-verharmlosen-.html).

Eine Radtour in das Brunswick Heads Nature Reserve


Brunswick Head Nature Reserve

Nicht weit von unserem Gast-Domizil erstreckt sich entlang der großen Düne dieses verhältnismäßig kleine Naturschutzgebiet. Wir fahren mit dem Fahrrad die Straße hinunter, Richtung Meer. Dann biegen wir in einen unbefestigten Weg ein. Pkws haben Wellen und Löcher geschaffen. Auf dem Fahrrad wird es sehr holperig, mit der Zeit stellt man sich darauf ein und weicht den schlimmsten Löchern aus. Rechts sehen wir die Lagunen, die der Creek gebildet hat. Auf ihnen tummeln sich allerlei Wasservögel. Ein Seeadler kreist über dem Gebiet. Wir erkennen ihn an seinem weißen Gefieder, das in schwarzen Flügelspitzen endet. Nun kommt rechts und links dichter hoher Baumbestand. Schließlich gelangen wir an einen Platz, auf dem Autos parken. Wir sehen eine Hütte mit Toilette und Duschen für Surfer. Bei der Hütte steht eine große Tafel, die über das Gebiet Auskunft gibt.
Das Brunswick Head Reservat umfasst drei „Ökologische Gemeinschaftszonen“: Küstenregenwald, Sumpfwald und Marschgebiet. Es gibt 43 gefährdete Tierarten, u. a. Fledermäuse, darunter die weltweit kleinste nur in Australien vorkommende Art, die Blütenfledermaus, Flughunde, das Langnasen-Potteroo („Kaninchenkänguru“), Wallabys (kleine Kängurus), Koalas, Schildkröten („Grüne Meeresschildkröte“), Schlangen (u.a. die Rautenpython), Echsen, der australische Austernfischer, der Regenbogenspit (eine Art Bienenfresser). Im Meer ziehen von Mai bis September Buckelwale vorbei. Delphine („Indopazifische Große Tümmler“) sind nicht selten. Auch die Pflanzenwelt mit seltenen Bäumen, Büschen und Blumen ist vielfältig. 


Australischer Weißbauchseeadlet
Blütenfledermaus (Aufnahme: Australian Museum, Sidney)
Langnasen-Potteroo (Aufname: G. Pandey)

Auf der Tafel findet auch Erwähnung, dass dies her ein Campground, Versammlungsplatz, Jagd-, Sammel- und Fischfanggebiet der indigenen Bevölkerung war, des Bundjalung-Volkes mit dem Clan der Arakwal. Erst im April 2019 (!) haben sie das offizielle Recht zurückerhalten, für nicht kommerzielle Verwendung auf ihre traditionelle Weise zu fischen und Muscheln zu sammeln. (Die Fische werden unter Beachtung der natürlichen Bedingungen mit Speeren, Fallen und Netzen gefangen.) Dabei leben die Bundjalung hier schon seit 22 000 Jahren und betrachten sich als „Hüter des Landes und des Meeres“. Nebenbei: man sieht in Byron Bay und Umgebung nur selten Indigene, sie fallen kaum auf, was nicht heißt, dass sie gut integriert in die Bevölkerung sind, sie gehören auch hier meist zu den benachteiligten und ärmeren Schichten. Einige von Ihnen sind als Sportler (Surfer, Tennisspieler) Musiker, Tänzer und Maler bekannt geworden. Ihre Vereinigung in Byron Bay ist auf sozialem und kulturellem Gebiet sehr aktiv. Pflege ihrer Traditionen und Verbindung zum Land ist ihnen wichtig. 

Byron Bay Bundjalung Arawak
Die Bundjalung Älteste Dulcie Nicholls feiert 2019 mit ihren Angehörigen die "Native title determination" (Übergabe der Fischreirechte) in Brunswick Heads.

Auch wieder etwas nebenbei: Die Indigenen sind seit Jahrtausenden mit Buschfeuern vertraut und wissen, wie man ihre Ausbreitung verhindert, etwa durch Brandschneisen vor dem großen Feuer. Wir haben gelesen, dass sie es für sehr unklug halten, Brände von einzelnen Stellen aus zu bekämpfen, wie das die australischen Feuerwehrleute taten. Hätte man ihr Wissen bei der Brandbekämpfung berücksichtigt, wäre es vielleicht nicht zu den verheerenden Flächenbränden gekommen.
Von ihren Traditionen und Mythen her haben Indigenen eine starke Verbindung zu den Tieren, die das Reservat beleben. Die Rautenpython ist das Totemtier des Arakwal-Clans, der Delphin das der Frauen, der Seeadler das der Männer. Auch die übrigen Tiere haben ihre Bedeutung: so lehrt sie der überall umherlaufende und nach Nahrung scharrende wilde Truthahn, das „Australische Buschhuhn“, Kenntnis und Gebrauch des Landes.


Australische Tiere - Rautenpython
Sich sonnende Rautenpython (wir sahen sie unterhalb eines Anlegesteges im Hafen von Brunswick Heads. Sie läßt sich von Menschen nicht stören.)
Australische Vögel - Buschhuhn
Australisches Buschuhn im Brunswig Heads Nature Reserve

Wir stellen unsere Fahrräder bei der Tafel ab. Nun geht es zu Fuß weiter. Wir erblicken rechts durch das Ufergebüsch eine Lagune des Marshalls Creek. Wir laufen hinunter. Im flachen Wasser stehen Pelikane, wir sehen aber auch einige der seltenen Austernfischer mit ihren langen roten Beinen und Schnäbeln im Schlick herumlaufen – der Abstecher hat sich gelohnt! Wir kehren zum Platz zurück. Ein schmaler Pfad öffnet sich und es geht in den dicht bewachsenen Küstenwald hinein. Knorrige Bäume breiten ihre Äste über uns und ihre Wurzeln unter uns aus. Seitwärts, an der Meer- und Dünenseite wuchern Büsche mit ledrigen Blättern, weißblühend.


Austernfischer (Pied Oystercatcher) mit Kücken
Bild 2 und 4: NSW National Parks and Wildlife Service - Brunswick Head Natural Reserve

Wir beachten die Buschregel Nr. 1 der Arakwal:
Binungal! (Stop! Look! Listen! – Mache Halt! Schau dich um! Höre!).
Von der Tierwelt sehen wir außer einigen Truthühner nichts – die meisten Tiere hier sind nachtaktiv. Sie sind wohl auch nur im dichten Wald anzutreffen, in den man nicht hinein darf und wegen der Schlangen besser nicht hineingeht. Außerdem kommen immer wieder lärmende Familiengruppen von den Badeplätzen, die natürlich alles Getier vertreiben. Es lohnt sich aber trotzdem zu schauen, die sonderbaren urtümlichen Formen der Bäume, die blühenden Büsche, die verschiedenen Pflanzen ziehen unsere Aufmerksamkeit an.
Am Ende des Pfades teilt er sich: wir verfolgen den linken Weg und gelangen ins Freie. Links Strand und Meer, vor uns eine Mole. Sie ist erst mit Erde aufgeschüttet, die auf Steinen ruht, dann kommen Felsklötze. Wir sind an der Hafenausfahrt von Brunswick Heads angelangt. Hier mündet der breite Marshalls Creek ins Meer. Auf der gegenüber liegenden Uferseite spazieren Leute auf einer Promenade.
Ich klettere über die großen Felsbrocken am Ende der Mole bis zum Leuchtzeichen. Ein Mauerwall verengt die Ausfahrt. Mit einem hohen gischtenden Schwall brandet das Meer gegen das Hindernis.


Mole in Brunswick Heads

Ich kehre zu Dagmar zurück. An der Flussseite liegt ein breiter Sandstrand vor uns. Das ist ein schöner Badestrand, wenig Leute, ruhiges, klares Wasser und Haie wird es wohl kaum geben, obwohl sich das auch hier nicht ganz ausschließen lässt. Der kleine Stachelrochen, der im flachen Wasser vor uns paddelt, kann uns nicht abschrecken. Wir suchen uns einen Schattenplatz unter einem Australischen („Großblättrigen“) Feigenbaum und wechseln in die Badekleidung. Das Wasser ist angenehm und wir trauen uns, in die Flussmitte zu schwimmen. 
                                                                                   
Ein kleiner Rochen im klaren Wasser hält uns nicht vom Schwimmen ab













Der freche Truthahn auf dem Weg zu unserem Rucksack

Als wir zurückkommen, sehen wir, dass ein Buschhahn gerade dabei ist, unseren Rucksack auszupacken. Bei unserem Kommen flüchtet er unwillig, nicht ohne eine Provianttüte mitzuschleppen. Wahrhaftig, man kann von ihm lernen, wie man zu „Bush-Tucker“ (Verpflegung aus dem Busch) kommt! Wir entreißen ihm die noch ungeöffnete Tüte, denn wir wollen jetzt picknicken. Der Gockel weiß sich aber zu helfen, er macht sich an die etwas entfernt liegende Tasche einer Mutter mit Kind und verstreut blitzschnell deren Inhalt. Wir greifen auch hier rettend ein – nicht in seinem Sinne!- und ernten ein freundliches Dankeschön von Menschenseite.
Dann geht es durch den Wald zurück, mit kleinen Abstechern an den Meeresstrand, wo wir Schlangenspuren auf der Düne sehen. Wir freuen uns, dass wir noch zwei der bunten Bienenfresser sehen, deren Artverwandte wir aus Spanien kennen.
Die teuren Fahrräder sind noch da und wir radeln über die holprige Strecke heimwärts. 


New Brighton Strand

Besuch in Byron Bay

 
Dass Byron Bay ein Touristenmagnet ist, merkt man schon bei der Einfahrt - langgezogen staut sich der Verkehr und Parkplätze in der Stadt zu finden ist Glücksache. In Ferienzeiten, z. B. um Weihnachten (da ist in Australien Sommer) halten sich in der knapp 5000 ständige Einwohner zählenden Stadt schon einmal 30 000 Menschen auf.
Auch wir sind gerne in das urbane Zentrum der Gegend gefahren. (Verwaltungszentrum ist aber Mullumbimby. Unsere Gastgeber  haben ein Yoga-Studio aufgesucht und wir sind bummeln gegangen. Es gibt attraktive Läden: Mode, Schmuck, Kunst, Kunstgewerbe, Gesundheit, Wellness, Bücher. Viele Angebote haben alternativen und „spirituellen“ Touch. Man merkt die Hippie-Vergangenheit des Ortes. Noch sitzt mancher Alt-Hippie an der Straße und verkauft selbstangefertigten Schmuck. An Ecken handhaben Digeridoo-Spieler gekonnt ihr Instrument, begleitet von Drummern. Ausruhen kann man sich in netten Cafés, gemütlichen Pubs und Restaurants jeder Art. Was auffällt, ist die große Zahl an jungen Leute aus aller Welt, viele Backpacker, in bunter Vielfalt gekleidet, Shorts, mit und ohne T-Shirt, lange Röcke, Mini-Kleid, barfuß, hochhackig, lange Haare, Kurzhaarschnitt, Bart, Glatze, alles vertreten. Es ist kurzweilig, draußen vor einer der Pubs zu sitzen und den Strom der Vorbei-Flanierenden zu beobachten, schnell kommt man ins Gespräch, fast alle sind gut gelaunt, viel Sonnenschein, mildes Klima tragen dazu bei. Selbst innen in den Lokalen ist Betrieb, man muss oft warten, bis man einen Platz zugewiesen bekommt. Auch hier meist jüngere Menschen, Yuppies, die sich nach frühem Geschäftsschluss - aus dem etwas außerhalb liegenden hipen Gewerbeviertel „Arts and Industry Estate“ kommend - in den Lokalen treffen, schwatzen, flirten, konsumieren, beliebt sind Cocktails und Austern.



Byron Bay - Straßenszenen

                                         
Byron Bay Restaurants
Mittags füllen sich die Restaurants in Byron Bay
                    
Byron Bay Straßenszene
Eine bekannte Erscheinung in Byron Bay: er demonstriert gute Laune und verdient so seinen Lebenunterhalt


Byron Bay Nachtleben
Abend in einem Pub am Rande von Byron Bay


Wir saßen gerne in den nach außen hin offenen, weiträumigen Hallen des "Beach Hotels“ am Main Beach. Es gibt eine Unzahl an Bieren und Cocktails an verschiedenen Theken, an einer anderen Theke bestellt man sich große Portionen an deftigen Speisen. Dann blickt man auf die grüne Fläche des „Apex-Parkes“, auf der Musiker zu hören sind, kleine Gruppen und einzelne sich gelagert haben.  Weiter unten ein breiter Strand, der sich nach beiden Seiten schier endlos fortsetzt, bedeckt von sich sonnenden  Menschen in Badekleidung, im Meer bewegen sich Schwimmer und Surfer, rechts fällt der Blick auf den grünen Hügelzug mit dem weißen Leuchtturm, links in der Ferne auf Berge im Blaudunst. Da versteht man, warum so viele Leute hierherkommen und eine Zeitschrift den Platz vor uns „den sexiesten Strand“ der Welt genannt hat.


Byron Bay Main Beach
Byron Bay - Main Beach

Dabei macht Byron Bay trotz allen Betriebes – der natürlich auch nachts nicht aufhört – nicht den Eindruck eines „Massentourismusortes“; es sind in den letzten Jahren manche Ressorts gebaut worden, darunter sehr luxeriöse, aber riesige Apartmentkomplexe und Hochhäuser wie an der Gold Coast sieht man nicht. Bürgerinitiativen haben dies verhindert, auch die Bebauung von heute geschützten Zonen wie des Arawak Nationalparks. Die Eröffnung eines McDonalds-Schnellrestaurants wurde verhindert, "Subway" allerdings erlaubt - und "Supermarkets" gibt es einige, unter ihnen Aldi!). 
Die Einwohnerzeitungen legen Zeugnis von einersozial engagierten, umweltbewussten, kulturell interessierten und politisch kritischen Community ab. Geschäftstüchtig ist man aber auch. Geschäfte haben die Zugewanderten hier schon immer gemacht, heutzutage sind es die Touristen, an denen man verdient.

 

Ein wenig Geschichte - von der Holz- und Fleischindustrie zum Tourismusmanagement

 
Seit James Cook 1770 hier vorbeisegelte und das Kap nach dem Kapitän und Weltumsegler Lord John Byron, dem Großvater des Dichters, Cape Byron benannte, hat der Ort manche Wandlung erfahren. Aus Cavanbah („Treffpunkt“), wie die Indigenen den Platz nannten, wurde nach dem Eintreffen der Europäer (ab 1850) schließlich Byron Bay (1894). 
Die Europäer fällten die riesigen „Roten Zedern“ des Regenwaldes - das „rote Gold“ - für den Häuser- und Schiffsbau. Die gefällten Stämme wurden den Brunswick River hinab geflößt und an der Küste in Schiffe verladen. Viele Zuwanderer fanden Arbeit als Holzfäller, manche wurden durch Holzverarbeitung und Holzhandel reich. Die "Holzschneider" lebten in Camps, die Händler bauten Häuser und eröffneten Hotels und Geschäfte. 
Die Landschaft veränderte sich, die Grundlagen für die hügeligen Wiesenflächen, die heute das Gesicht der Gegend prägen, wurden gelegt. Um 1860 kamen Siedler, die das Land in Besitz in Besitz nahmen und ab 1880 durch Kauf von der Krone zugeteilt bekamen. Sie machten ihre Ländereien für die Viehzucht geeignet. 
Die Indigenen wurden – nicht ohne grausame Massaker – dezimiert, vertrieben und in Reservate gesperrt. Später wurden sie "missioniert" und "umerzogen". Die Kinder nahm man ihnen weg und "erzog" sie in Missionsstationen oder weißen Familien. Ihre traditionelle Lebensweise, Landrechte und Kultur wurden ihnen genommen. Teilweise dienten sie den Farmern als billige und mißachtete Arbeitskräfte. 
Auf Wiesen weideten Kühe und Schafe, Schweine wurden gehalten, Milch, Butter und Fleisch wurde produziert und exportiert. Fischerei kam hinzu. Auch Bananenplantagen wurden angelegt. Landwirtschaft, industrielle Verarbeitung und Vermarktung ihrer Produkte, waren lange Zeit die wirtschaftliche Grundlage der Region und spielen auch heute noch eine Rolle. Ein weiterer Erwerbszweig war die Goldsuche an den Stränden und der Sandabbau ("Sand mining"), der die Strände beschädigte. 
Ein Hafen entstand, der Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde vollzogen. 1901 errichtete man den Leuchtturm– und überbaute dabei einen „heiligen Platz“ der Bundjalung. 1930 wurde ein großes Schlachthaus eingerichtet. Ab 1950 war Byron Bay Walfangstation. Für die Anwohner war die stinkende Fleisch- und Meeressäugerverarbeitung nicht angenehm, es gab mancherlei Proteste.

In den 60ziger Jahren entdeckten Langbrett-Surfer den Ort, in den 70ziger Hippies – rechtzeitig vor einem wirtschaftlichen Niedergang und bevölkerungsmäßigem Rückgang begann die touristische Zukunft Byron Bays. Die “Butter-bacon-bananas-beef-and-blubber (Walfett)” - Geschichte Byron Bays war vorbei. Heute ist der Ort eines der beliebtesten Reiseziele Australiens, nicht nur für „Alternativ-Reisende“, sondern auch für „reguläre“ Touristen.

Der Touristenstrom hat Byron Bay verändert. Der "Sehnsuchtsort" und das "Paradies" der Hippies ist der Ort längst nicht mehr. Die Hippiezeit war "museal" geworden als 1992 das "Nimbin Museum" in dem 65 km entfernten Cannabis-Mekka Nimbin eröffnet wurde (2014 brannte es ab). Dafür ist Byron Bay nun das "Urlaubsparadies" für viele, sicher noch ein besonderes, aber auch mit Vor- und Nachteilen, wie man sie von anderen kommerzialisierten "Urlaubsparadiesen" kennt.

Einer der wieder angepflanzten "Red Cedar"-Bäume (Bild:lfwseq.org.au, Stefanie Reif)

Byron Bay Geschichte
Holztransport Anfang des 20. Jahrhunderts (Bild bei http://byronbayhistoricalsociety.org.au/)
"Native Trooper" (Polizist für Eingeborene) erschießt fliehenden Indigenen (Bild bei starlore.com.au)
Byron Bay Geschichte
Landverkauf 1880 (Bildquelle: wie oben)
Viehcamp Cowra (Bild bei travel.nine.com.au) - war 1944 ein Lager für gefangene japanische Soldaten
Byron Bay um 1920 ( Bild bei byronbayhistoricalsociety.org.au)


Eingang zum Nimbin Museum (Bild: visitnimbin.com.au)

Ein Spaziergang zum Leuchturm

Byron Bay Lighthouse

Eine der größten Attraktionen Byron Bays ist das historische „Lighthouse“ und der Blick von dort oben. Manche der Besucher fahren oder wandern schon früh morgens hinauf, um den Sonnenaufgang am östlichsten Punkt Australiens zu erleben – so wie wir das vom Cap Creus an der Costa Brava kennen, wo die Sonne ihre ersten Strahlen auf Spanien wirft. Wir kamen nicht so früh aus den Betten und gelangten im Laufe eines Vormittags in Byron Bay an. Da war es schon schwierig, einen Parkplatz am Palm Valley unterhalb des Capes zu finden. Wir machen einen Rundgang durch den dicht bewachsenen Palmen-Regenwald. Hier wächst die „Australische Fächerpalme“ mit ihren langen schmalen Blättern, die einen großen Fächer bilden. Wir kennen diese Palme bei uns als Zierpflanze. Neben kleinen Exemplaren sehen wir sie hier als bis zu 30 m hohen Baum. Die Indigenen haben die Blätter für die Bedachung ihrer Hütten verwendet und zum Flechten von Körben. Das Palm Valley ist eine geschützte Zone, wie das ganze Cape.
Das Cape geht auf der rechten Landseite in den Arakwal National Park über, auch dies ein Küsten-Regenwald. Er wurde 2001 den Arakwal übergeben und wird von ihnen mitverwaltet.


Byron Bay Palm Valley
Palm Valley (Bild:NSW National Parks and Wildlife Service)
Australische Fächerpalme (Zeichnung in einer botanischen Zeitschrift 1877, Bild bei wikipedia)

Der Aufstieg

 
Wir beschließen, nicht den „Cape Byron Walking Track“ auf der linken Küstenseite zum Leuchtturm hinauf zu laufen. Der schmale Weg mit vielen Treppen ist teilweise sehr steil und sehr anstrengend zu begehen. Wir wollen den Track auf dem Rückweg nehmen. Wir fahren die Lighthouse Road ein Stück hinauf und stellen das Auto auf einem Parkplatz ab. Nun geht es zu Fuß auf der rechten Küstenseite des Capes hinauf. Teilweise stürzen die Klippen steil hinunter und es öffnen sich schöne Blicke auf das Meer. Wir kommen an den „Assistant Lighthouse Keeper´s Cottages“, einem flachen, weißen Gebäudekomplex im „King George Style“ (wie der Leuchtturm, nach King George III., König 1760-1801, genannt). Hier wohnten die Leuchtturmwärter, die früher die Leuchtfeuer warten mussten (heute wird der Turm automatisch und elektrisch befeuert). Das Gebäude beherbergt das „Cape Byron Information Centre“ mit dem „Maritime Museum“, in dem man viel über Geschichte und Natur der Umgebung erfährt. Außerdem können in den Gebäuden Ferienwohnungen gebucht werden. Ich besichtige das Museum, während die anderen es vorziehen, weiter zu wandern. Als ich das Museum verlasse, sind sie schon beim Leuchtturm angelangt. Ich beeile mich, die wenigen Schritte hinaufzukommen und wir umrunden die Aussichtsplatform. Den Turm kann man nicht betreten.
Die Aussicht ist „stunning“, wie die Australier sagen. Zur Landseite sieht man weit ins „Hinterland“, bis zu den Bergen der Mount-Jerusalem- und Mount Warning-Nationalparks. Der geologisch Informierte wird erkennen, dass große Teile des Hinterlandes auf die riesige erodierte „Caldera“, d.h. Kraterschüssel, des „Tweed-Volcanos“ zurückgehen, von dessen zentralem Vulkanschlot der 1156 m hohe Mount Warning übrig geblieben ist. Dieser „Schildvulkan“ – so genannt wegen seiner Breite - war einer der größten der Erde und vor 23 bis 20 Millionen Jahren aktiv. Keine Angst! Er wird nicht mehr ausbrechen, sein „Hot Spot“, d.h. seine Lavaröhre, ist längst weit ins Meer hinaus gewandert! Dass wir auch hier auf vulkanischem Gestein stehen, sieht man an der felsigen Landzunge, die sich unter uns ins Meer erstreckt und das Ende das Capes bildet. Das Gestein ist dunkel bis schwarz und hat eine sehr poröse Struktur.
Bei der Rundumsicht blicken wir jetzt aufs Meer hinaus. Bei ungefähr 50 Grad sehen wir draußen drei kleine Felsspitzen aus dem Meer ragen. Hier ist die Welt entstanden! Zumindest nach den Mythen der Arawak. Es sind die „Julian Rocks“. Hierher hat sich Nguthungulli, der Schöpfer des Landes und des Meeres, nach der Erschaffung der Welt in der Traumzeit in eine Höhle zurückgezogen. Tatsächlich sind die Inselchen ein Rückzugsgebiet vieler Meerestiere wie gefährdete, aber wenig gefährliche Haiarten und Molluskeln und demzufolge als Tauchgebiet sehr beliebt. Die Eilande sind Bestandteil des Cape Byron Marine Parks. Wie alle Leute hier oben halten wir Ausschau nach vorbeiziehenden Walen. Vergeblich, aber wir werden sie noch später sehen, in Vielzahl und ganz nahe!


Das Leuchturmwärterhaus ( Bild: traveller.com.au)










Cape Byron Lighthouse
Ein schöner Anblick - das historische Cape Byron Ligthouse. Und ein großartiger Rundumblick!
Blick auf das Byron Bay-Hinterland und die Berge, im Hintergrund der Mount Warning




Julian Rocks

Erosion der Küste – eine Bedrohung des „Paradieses“

 
Wir steigen nun den Cape Byron Walk hinunter. Die Abzweigung, die zur felsigen Spitze des Caps führt nehmen wir nicht. Wir sind schon bei unserer Australienumrundung vor Jahren hierhergekommen und haben den Felsenstieg begangen. Heute ist das Meer relativ ruhig. Damals spritzte die Gischt meterweit an den Felsen hoch. Das Meer und die Winde arbeiten hier ständig, was man an den Felsen sieht. Aber auch die durch das frühere "Sand mining" ohnehin beschädigeten Strände werden abgebaut. Fachleute stellen eine fortschreitenden Veränderung und Erosion der Strände und Strandgebiete fest und warnen vor den Folgen für das „Surfer- und Touristenparadies“ Byron Bay. Wie bei den Bränden verschärft der Klimawandel die Situation. Der Meeresspiegel steigt und Unwetter häufen sich. Hausbesitzer in Strand- und Flussmündungsnähe haben schon schmerzliche Erfahrungen mit dem Problem gemacht. Wir selbst konnten starke meerseitige Abbrüche an der Düne in New Brighton beobachten, was für die Sicherheit der dahinter liegenden Zonen bedenklich ist. Überflutungen sind auf diese Weise vorprogrammiert. Die Maßnahmen gegen diese Entwicklung sind kostspielig und umstritten. 2019 ist eine Kommission beauftragt worden, nach geeigneten Lösungen zu suchen.



Cape Byron
Cape Byron - die Spitze / östlichster Punkt Australiens

Abstieg vom Leuchtturm
 
Ich widme mich jetzt aber weiter dem Abstieg vom Cape Byron Lighthouse. Der Weg führt ca. 3,5 km durch Busch-, Regenwald- und Strandabschnitte zurück zum Palmvalley. Auch hier ist manches an Fauna und Flora zu bemerken. Ziemlich am Anfang des Weges säumt Buschwerk den Track. In ihnen turnen kleine Vögel mit weißem Bauch, schwarzem Obergefieder, blauem Latz und hellblauem Köpfchen herum. Es sind die Männchen des Prachtstaffelschwanzes (australisch: Superb Fairywren, also „der großartige Feen-Zaunkönig“). 


Prachtstaffelschwänze (Männchen und Weibchen (Bild: User: benjamint444 wikipedia.org)

Bei den Regenwaldabschnitten fallen uns wieder große Palmen auf: wie mir mein Australian Plants App mitteilt, sind es diesmal die Australische Livinstone- oder Schirmpalme und die Bangalow-Palme. Unter ihnen wächst der Burrawang, ein australischer Palmfarn. Es ist schon erstaunlich, wie viele Palmenarten in Australien heimisch sind! Die meisten sind auch bei uns als Zierpflanzen erhältlich.


Australische Schirmpalme
Bangalow Palme

In einer Senke kommen wir auf ein Plateau. Wir sehen ein weißes Gebäude, das "White House“, ein luxuriös wirkendes Restaurant und Hotel. Es gefällt uns hier und wir nehmen auf dem Vorplatz auf Barhockern und vor Tischen Platz. Wir leisten uns ein Glas Champagner und einige Austern. Während wir auf unsere Bestellung warten, trudelt eine Hochzeitsgesellschaft ein. Junge schick gekleidete Frauen und Männer füllen um uns herum den Platz. Dann kommen die Eltern des Hochzeitpaares, konventioneller gekleidet, mit ihnen die Braut in weißem langen Spitzenkleid und Schleppe, der Bräutigam in hellem Anzug. Weitere ältere Herrschaften in dunklen Anzügen steigen aus einem Bus aus. Brautpaar, Eltern und die älteren Begleiter schreiten die Treppen ins Restaurant hinauf. Wie ich bei einem Gang auf die Toilette feststelle, ist da oben schon eine große Gesellschaft zugange. Die Bedienungen bringen Platten mit Hummern und anderem Meeresgetier auf die Tische. Da man offenbar nicht weiß, dass ich nicht zur Hochzeitsgesellschaft gehöre, begrüßt mich die junge „Chefin de Rang“ freundlich, an Tischen winkt man mir zu hierher zu kommen. Ich wünsche dem Brautpaar alles Gute. Der Bräutigam ruft eine Kellnerin mit einem Tablett mit gefüllten Gläsern herbei - ich soll wohl ein Glas mittrinken. Ich lehne dankend ab und sage, meine Freunde warteten unten und wir hätten da schon bestellt. Ich würde dort auf das Wohl des Paares trinken. Beim Abgang winken mir wieder einige der schon ziemlich angeheiterten Gäste zu. Meine Güte, sind die Australier freundlich – und feiern können sie auch! Unten sind inzwischen Champagner und Austern angekommen, wir genießen die Köstlichkeiten und die Umgebung.


Die hübsche "Vorhut" der Hochzeitsgesellschaft
Unsere kleine Gruppe beim Champagnergenuss - der Fotograph fehlt natürlich

Dann setzen wir den Weg fort und kommen an einer an einem Strand liegenden Häuserreihe an. Wir warten hier, bis D. das Auto geholt hat und wir die Rückfahrt antreten.

Ausflüge in die Umgebung   
 
Vor und nach unserem Zwischenaufenthalt in Neuseeland haben wir Ausflüge in die Umgebung von New Brighton und Byron Bay gemacht. Es gibt hübsche Ortschaften an der Küste und im Hinterland, die alle ihre Besonderheit haben. Immer findet man lohnende Restaurants, freundliche Cafés und originelle Pubs, in denen exquisit oder landesüblich gespeist werden kann. Selbst in kleinen Orten stößt man auf interessante Geschäfte mit besonderen Angeboten wie Kunst, Textilien, Töpferwaren, vielerorts werden bunte Märkte veranstaltet, bei Fahrten übers Land trifft man auf Farmläden mit erntefrischem Gemüse, Obst, Nüssen oder exzellentem Fleisch.

Ausflüge Byron Bay Hinterland
Warten auf Plätze in einem Café in Bangalow

Die Kuchentheke
Das Angebot in einer Metzgerei
Kunstgalerie in Bangalow
Besuch in einer Töpferei
Ausflüge Byron Bay Hinterland
Ein originelles Restaurant auf dem Lande...
...mit "spiritueller" Musik beim Essen
                                                                                
Ein eleganteres Restaurant in einer kleinen Ortschaft...
                                                                        
...und gegenüber ein Laden mit exquisitem Kunstgewerbe

Auch die Fahrt auf kleinen Straßen durch die Landschaft ist reizvoll. Es ist eine liebliche, kultivierte Landschaft mit Weiden, Hügeln, Wäldchen, Teichen, vereinzelten Farmen. Und immer wieder gibt es schöne Aussichten auf Berge, auf das Meer… Ich beschreibe unsere Ausflüge nicht im einzelnen, sondern stelle hier eine Bildergalerie zusammen von Orten, die wir besucht und Fahrten, die wir gemacht haben.
Lohnende Ziele sind die vielen Nationalparks mit dichten Regenwäldern, die man auf sicheren Wegen durchwandern kann, kleine, große, an der Küste und im Landesinneren. Oft haben sie malerische Felswände oder romantische Wasserfälle, die sich in Becken ergießen. In den Fremdenverkehrsbüros bekommt man informative Prospekte und lokale Karten, mit deren Hilfe man sich Ziele aussuchen kann. 

Ausflüge Byron Bay Hinterland
Besuch im "historischen" Bangalow





Ausflüge Byron Bay Hinterland
Wandmalerei in Bangalow (unten: Ausschnitt)


Ausflüge Byron Bay Hinterland
Ein Aussichtspunkt im Hinterland von Byron Bay ( im Hintergrund der Leuchturm)
Felder, Wiesen,Baumgruppen - eine kultivierte, liebliche Landschaft. Früher war sie mit Regenwald bedeckt
Ausflüge Byron Bay Hinterland
Blick auf die Vulkanberge des Mount Jerusalem National Parks
Peacock Flower Tree (Pfauen-Blumenbaum) (?)

Dalwood Falls
 Dalwood Falls im Balina Shire

Auf dem Weg zum Fall

Victoria Park Nature Reserve
In der Nähe der Fälle liegt die kleine Victoria Park Nature Reserve, ein regenerierter subtropischer Regenwald. Er gibt eine Vorstellung von Fauna und Flora vor der Besiedlung durch die Europäer

Ein Baumveteran. Die Bäume waren dem hier ansässigen Indigenenstamm heilig. Vielfach dienten ihre Blätter Nahrungs- und Medizinzwecken

 Ein Pademelon oder Filander (Aboriginalmalerei auf einem Schild im Park) - eine sehr bedrohte kleine Känguru-Art, die im Wald lebt. Pademelons waren Jagdwild der Indigenen. Nicht nur das Fleisch war beliebt, sondern auch das Fell, dass für Kleidung und Trommeln benutzt wurde. Wir haben das nachtaktive Tier leider nicht gesehen.



Auf dem Mount Warning

Felsen im Mount Jerusalem Nationalpark

Wale in Sicht



Whale Watching Brunswig Heads

Frühmorgens ging es los, zu der Whale-Watching-Tour, die wir in Brunswick Heads gebucht hatten. Langsam trudelten die Teilnehmer an einem überdachten Anleger im Hafengelände ein. Dagmar und ich waren die einstigen Deutschen, die anderen Australier und Engländer. Dann kam der Guide, ein junger munterer Mann. Er hielt erst einmal einen Vortrag über die Verhaltensweisen auf See und bei den Walen. Danach wurden wir seetüchtig gemacht, mit Rettungsweste und Schutzmantel gegen die Gischt. Dann stiegen wir in das kleine flache und mit einem Schutzdach versehene Boot. Das Boot rauschte auf den Marshalls Creek hinaus und wurde zum Hafenausgang gesteuert. Mit Karacho wurde der große Schwall vor der Einfahrt genommen. In langsamerer Fahrt zog das Boot eine große Kurve in die See hinaus und nahm dann seine Fahrt entlang der Strandlinie. Der Bootsführer schnitt gekonnt die großen Wellen an. Dagmar hatte vorsorglich Ginger gekaut, gegen die Seekrankheit, das Mittel wirkte. Jetzt sahen wir den Strand von New Brighton vom Wasser aus. Über der Düne erhoben sich die grünen Baumflächen mit den Häusern dazwischen. Weiter im Hinterland eine Kette von Hügeln und Bergen, unter denen sich das markante Horn des Mount Warning vom blauen Himmel abhob. Als Captain Cook ihn erblickte, nannte er ihn „Warnberg“, er sollte Seefahrer vor den gefährlichen Klippen vor der Küste warnen. Die Indigenen nennen ihn "Wulambiny Momoli" und für sie trägt er das Gesicht des „Chefs“ der Berggeister-Krieger.  

Außer Pelikanen ist noch niemand am Anlegesteg
Der Guide erteilt Anweisungen
Wir sind seetüchtig ausgerüstet
Auf der Fahrt an der Küste bei New Brighton erblicken wir in der Ferne den Mount Warning

Fahrt voraus zu den Walen
 

Tagelang war der Himmel bedeckt gewesen, es hatte geregnet und von der See her blies ein kräftiger Wind. Heute herrscht strahlendes Sonnenwetter und die Wellen beruhigen sich zusehends.
Der Guide blickt in die Ferne, wo schon einige Boote hin und her schaukeln. Jetzt sieht man auch, dass sich dunkle Buckel aus dem Wasser heben und Fontänen aus dem Wasser schießen. Der Bootsführer dreht auf und hält auf die Stelle zu. Dann drosselt er den Motor, wir gleiten langsam dahin und plötzlich sind wir inmitten einer Walherde. Es sind Mütter mit Jungen, wie uns der Guide sagt. Immer wieder tauchen die schwarzen Buckel auf, legen sich zur Seite, so dass man die seepockenbedeckten und längsgeriffelten weißen Bäuche sieht, sie heben die „Fluke“ (Brustflosse) mit der weißen Seite wie ein Segel aus dem Wasser. Klatschend fällt sie zurück und das Tier taucht wieder. Dabei hebt sich der Schwanz aus dem Wasser. Hin und wieder bläst ein Tier einen Strahl in den Himmel. Die Jungtiere schwimmen eng an der Seite der Mütter, die ihnen wohl zeigen, was man alles im Wasser anstellen kann. Wir haben den Eindruck, dass sie uns eine Show bieten wollen. Der Guide hält ein Mikrophon ins Wasser und wir hören, dass das Wasser von Lauten erfüllt ist, die Wale unterhalten sich in hohen und unterschiedlichen Tönen. Etwas unheimlich wird uns, als ein Tier unter dem Boot hindurchtaucht. Der Guide beruhigt uns, die Tiere seien Menschen gewohnt und nicht aggressiv. Das könne höchsten bei männlichen Tieren passieren, die manchmal die Mütter-Kindergruppe schützen wollten, die seien hier aber nicht dabei. Der Walfang, der an der hiesigen Küste von 1954 bis 1962 betrieben wurde, ist ja auch längst vorbei. Heute sind die Tiere geschützt. Der Guide erzählt uns, dass in der Zeit des Walfangs 1146 „Humpback“-Wale harpuniert und dann an Land verarbeitet wurden, zu Fleischportionen – meist für Hundefutter - und Öl. Das längste Walweibchen, das man erlegte, war 16 m lang. Schon damals gab es Bestimmungen, um die Wale zu schützen. Es durfte pro Saison nur eine begrenzte Zahl gejagt werden, es war nicht erlaubt, kleine oder trächtige Tiere und Mütter mit Jungen zu erlegen. Die Fangsaison dauerte von Anfang Mai bis Ende Oktober, also vom australischen Spätherbst bis zum beginnenden Frühling.
In dieser Zeit ziehen die Wale aus der Antarktis kommend an Byron Bay vorbei nordwärts. Sie paaren sich in den warmen Gewässern von Queensland, wo auch ihre „Gebär- und Kinderstuben“ liegen. Im Sommer ziehen sie dann in die antarktischen Gewässer zurück. Dort liegen ihre Futtergründe. Während ihrer Migrationen fressen die Wale nur wenig. Sie leben hauptsächlich von Krill und kleinen Fischen, die sie mit ihren Oberkieferbarten aus dem Wasser seihen. Vor der Migration fressen sie sich voll. Dann sind sie fett und deshalb wurden sie möglichst in der Frühsaison gejagt.


Das ist kein Segelboot, was wir in der Ferne sehen, sondern die Brustflosse eines Wales
Nun bläst der Wal
Hier sieht man die Buckel zweier Wale (Mutter und Junges)
Der Wal dreht sich und man sieht die Brustflosse von der weißen Unterseite, hinter dem großen Tier ein Kleines
Hier die schwarze Oberseite


Whale Watchin Brunswick Heads
"Buckelwal"! - Die Rückenflosse ist klein
Wir hören die Wale "singen"
Elegant hebt der Wal die Flosse hoch
Ein Wal ganz nahe an einem Boot
Er bläst und taucht - zum Schrecken der Leute
Mutter mit Walkind im Schlepptau
Hier sieht man, dass der Wal sich auf den Rücken dreht, wenn er das Weiß der Brustflosse zeigt
Beim Abtauchen hebt das Tier den Schwanz


Die Herde um uns war weitergezogen. Der Bootsführer startet und hält Ausschau. Weiter seewärts macht eine andere Gruppe von Walen durch Sprünge und Fontänen auf sich aufmerksam. Wir fahren an sie heran und wieder erleben wir das Schauspiel der spielenden und übenden Walgemeinschaft.
Auf die Frage, ob die Wale Feinde hätten, nennt der Guide Orcas und Haie. „Killerwale“, Weiße Haie und Tigerhaie begleiten die Migrationszüge der Wale und attackieren junge und kranke Tiere. Wahrscheinlich halten sich die Walkühe mit Kälbern gerne in küstennahen Gewässern auf, weil dort die Gefahr eines Angriffs geringer ist. Experten warnen davor, in der Nähe von Walen oder gar einem Walkadaver zu schwimmen, zu tauchen oder zu surfen. Dort sei das Risiko, von einem Hai angegriffen zu werden, groß.
So verging der Vormittag und allmählich hatten wir genug von den faszinierenden Begegnungen mit den Meeressäugern. Das Boot wendete und in schneller Fahrt gelangten wir zurück in den Hafen.

Wieder im Hafen

Beim Strandspaziergang am nächsten Morgen war unser Blick geschärft. Wir erkannten auch aus der Ferne die dunklen Rücken, die auftauchten und verschwanden und hin und wieder Fontänen in die Luft bliesen. Wir wussten jetzt, das sind Wale und keine Meeresbewegungen.


New Brighton Strand
Strand bei New Brighton